Von Marlen Kleinhans
Zu einem Webinar rund ums Thema Kreativitätstechniken lud uns am Nachmittag des JVM-Jahrestreffens Jens Springmann ein. Der ausgebildete Verlagskaufmann und Medienbetriebswirt, der zum Team der creaffective GmbH gehört und Kunden hilft, agiler und innovativer zu denken, hatte für mich und insgesamt 19 anderen Teilnehmer:innen so einiges auf Lager, nur eins nicht: Einen Frontalvortrag. 90 interaktive gemeinsame Minuten folgten, in denen wir uns zunächst dem Thema ganz grundsätzlich näherten.
Ist Kreativität spontan oder Teil eines Prozesses? Wie viel Prozent der Erfindungen sind tatsächlich völlig neu und noch nicht zuvor dagewesen? Und was ist Kreativität überhaupt genau? Ausschließlich etwas Künstlerisches? Diesen Fragen widmeten wir uns im Dialog und auch gerne mal in Teams aufgeteilt auf einem Miroboard. Denn Dinge visuell festzuhalten ist bei einem Brainstorming wichtig, auch gerne auf Post-its, gab uns Jens als Tipp mit. Und gab uns danach eine mögliche Definition an die Hand, die nicht unbedingt auf Zustimmung traf:
„Kreativität ist die Fähigkeit, Neues zu schaffen, das Nutzen bringt.“
Schnell war klar, dass das so nicht unbedingt stimmen muss, sondern auch Ideen, die auf etwas aufsetzen, es weiterentwickeln gut sein können. Nur Klauen geht gar nicht. Außerdem störten sich viele von uns an dem Begriff „Nutzen“. Jens meint dazu: „Es sollte vor allem einem selbst einen Nutzen bringen.“ Es ist wichtig, spielerisch an Dinge heranzugehen, kreativ zu sein. Und: Jeder kann kreativ sein, vom Büchermensch über den Personaler bis hin zum Ingenieur! Irgendwie beruhigend, hatten doch viele von uns zu Beginn des Webinars auf die Frage „Bist du kreativ“ bei den Antworten nicht „Ja“, sondern „Ja, kommt drauf an“ angeklickt.
Außerdem lernten wir, wie wichtig es ist, sein Denken in zwei getrennte Phasen einzuteilen: In die divergierende und konvergierende Denkphase. Beim divergierenden Denken wird der Raum geöffnet, jede Idee ist gut, man sammelt, ist frei, geht bewusst in eine explorierende Phase. Danach erst kommt die konvergierende Phase, in der fokussiert und geschlossen wird und die Ideen bewertet werden. Wer kennt es nicht, das „Ja, aber …“, das viele Ideen bei einem Team-Brainstorming und auch wenn man alleine überlegt, im Keim erstickt und doch manchmal so schwer zurückzuhalten ist? Spätestens jetzt steht dieser Satz auf unserer roten Liste. Jens erzählt uns dazu ein bisschen aus seiner Arbeit als Coach und dass er gerne Teams mischt: Einfach mal in eine Runde aus Geschäftsführern einen Azubi reingeben. Die Mischung macht’s ganz generell: Ob unterschiedliche Abteilungen oder alte Hasen, die mit Frischlingen zusammen kreativ sind.
Zu guter Letzt gibt uns Jens noch einen Tipp mit, wenn wenig Zeit zum Brainstormen bleibt: Trotzdem erst eine zeitlang aufmachen, explorieren, sammeln und dann erst bewusst in die bewertende Phase gehen. Neben einer Lektüreliste gibt er uns noch eine Batterie an Methoden mit, wie der Kopfstand-Methode, in der man ausnahmsweise mal zu der Frage brainstormt: „Wie geht’s noch schlechter?“ Mit Methoden wie diesen können ganz neue Ideen erzielt werden, meint Jens. Als die eineinhalb Stunden sich immer schneller dem Ende zuneigen, zeigt sich, wie viel es noch über das Thema zu erfahren gibt. Mit einigen interessanten Denkanstößen verabschieden wir uns und jeder/jede von uns nimmt sicher seine ganz eigene Mischung aus Ideen und Tipps und Impulsen mit für die nächste kreative Aufgabe.