Gehört die Faszination Apps der Vergangenheit an? Diese Frage schwebte im Raum als Sabine Schubert von Kirchner + Robrecht am Donnerstag gegen 15.30 Uhr im Business Club der Frankfurter Buchmesse die Diskussion eröffnete. Warf man einen Blick über die Schulter, hätte die Einstiegsfrage kaum passender gestellt sein können. Gerade einmal 25 Personen waren gekommen um einem Vortrag zu lauschen, der den einen oder anderen Zuhörer mehr verdient gehabt hätte.
Sicher ist, dass das Thema Apps noch immer die Branche bewegt. Das war nicht nur der Unterhaltung der drei Podiumsteilnehmer zu entnehmen, sondern auch an der Vielzahl von Dienstleistern in den Hallen auszumachen, die versuchten den Verlagen die digitale Umsetzung von Büchern schmackhaft zu machen. Es mag also dem fraglichen Konzept des Business Clubs geschuldet sein, dass ein durchaus gut besetztes Podium kaum Beachtung fand.
Bereits Dr. Markus Dömer (Head of Business Development beim Carlsen Verlag), der sich zuerst ans Rednerpult wagte, machte klar, dass es an diesem Nachmittag nicht nur um die Frage nach der Daseinsberechtigung von Apps in der literarischen Landschaft oder ihren Rechnungsmodellen gehen würde. Anhand ausgewählter Bespiele zeigte er auf, wie sich die Ansprüche an Apps durch den Endkunden in den letzten Jahren entwickelt hatten.
Der Lernprozess, den Carlsen dabei bestritt, war durch eine gelungene Präsentation gut nachzuvollziehen und so mancher Stolperstein, den es in den letzten Jahren zu überwinden galt, wurde aufmerksam von den Anwesenden registriert. So war es kaum verwunderlich, dass Herr Dömer nach seiner Präsentation die meisten Detailfragen gestellt bekam, die er zur Zufriedenheit aller ausführlich beantwortete.
Auch Chris Bauerle von Sourcebooks (US) lieferte interessante Aspekte, die die Veranstaltung bereicherten. War Herr Dömer mehr auf den inhaltlichen Aufbau der Apps, ihre Gestaltung und Ausrichtung eingegangen, wählte Herr Bauerle seinen Schwerpunkt im Marketing. Er zeigte auf, welche Marketingstrategien des Öfteren zum Ziel geführt hätten und welche Wege nicht zu empfehlen seien. Abschließend lieferte er eine kleine Liste von Aspekten, die es bei der Umsetzung von Apps zu beachten gebe. Für jemanden, der sich noch nie mit dem Thema digitale Bücher beschäftigt hatte, sicher eine Hilfestellung.
Den Schlusspunkt setzte Carla Aerts der Cambridge University Press (UK). Ihr Vortrag beschäftigte sich hauptsächlich mit der Umsetzung von Lerninhalten in digitaler Form. Sie nahm dabei nicht nur auf die Erstellung von Apps Bezug, sondern befasste sich darüber hinaus mit der Frage nach eLearning-Plattformen. Es war erstaunlich, dass kaum ein Vertreter von Fach- oder Schulbuchverlagen im Publikum vertreten war, da die eine oder andere Erkenntnis sicher auch hierzulande auf Interesse gestoßen wäre.
Doch was ist das nun mit diesen Apps? Sollten Verlage sich in unbekannte Gewässer wagen?
„It depends.“ – Es kommt darauf an. – Dies war das Fazit, dass sich durch die Veranstaltung zog. Doch wer genauer hinhörte, hatte den roten Faden vielleicht entdeckt:
Orientierung an den Bedürfnissen des Kunden, ein ausgeklügeltes Marketingkonzept, ein flexibler Dienstleister, Erfahrungswerte der Branche und das Setzen auf Titel, die Edutainment-Elemente (Edutainment Apps – Apps mit Lernelementen und Gamification Aspekten) zuließen, schienen die Lösung der Stunde zu sein.
Apps – cash cow or bottomless pit? – It depends!
Timo S.