Der prominente Autor Michael Köhlmeier hielt am 3. Juli hielt die Eröffnungsrede zu den diesjährigen Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. Entgegen seiner moderaten Erscheinung fuhr er in seiner Rede ein mächtiges rhetorisches Waffenarsenal auf. Und zwar im Konjunktiv. In seiner Lobrede auf Jörg Fauser, den er 1984 beim gemeinsamen Wettlesen kennen gelernt hatte, machte er seine kritische Sicht auf den Literaturbetrieb und ganz besonders die Literaturkritik deutlich. Er nutzte die emotional aufgeladene Erinnerung an die Lebensgeschichte und den Verriss Fausers, um die Kehrseite des Preises ins Lampenlicht zu rücken. Auf persönlicher Ebene rechnete er mit der damaligen Jury ab, die Fauser nur aufgrund seines Auftretens niederschmetternd kritisierte habe: „Ich hätte wieder und wieder behauptet, Fauser wäre verrissen worden, egal, was er gelesen hätte, denn, die Richter hätten ihm nicht verzeihen können, wie er war.“ Er stellte in Frage, wie sehr die Literatur noch im Mittelpunkt des Geschehens stehe. Gegen Ende schwang sein im Konjunktiv gehaltenes Requiem auf Jörg Fauser dennoch in einen Bannstrahl gegen die Verantwortlichen des ORF um: „Ich verspreche, alles mir Mögliche zu unternehmen, damit die Abmurkser namentlich und für lange, lange Zeit in Erinnerung bleiben.“ Also doch ein Sieg für die Literatur?
Esther Kalb und Sarah Gharib-Noureddine