Wie akquirieren Musikverlage eigentlich ihre Autoren? Warum gibt es bisher kaum Notenblätter als E-Books? Und sollte man als Verlagsmitarbeiter ein Instrument spielen können? Diesen Fragen sind die JVM Leipzig am 30. August 2016 bei einem Besuch der Edition Peters nachgegangen.

Die Edition Peters ist ein traditionsreicher Musikverlag, der im Jahre 1800 in Leipzig gegründet wurde. Damals handelte das Bureau de Musique nicht nur mit Büchern und Musikalien, sondern verkaufte auch Instrumente. Zu den Kunden zählten weltbekannte Komponisten wie Goethe und Beethoven. Der heutige Name des Verlags geht auf die Reihe Edition Peters zurück. Die günstigen Preise, zu denen diese qualitativ hochwertigen Ausgaben angeboten werden konnten, läuteten einen grundlegen Wandel im Musikalienmarkt ein, denn zum ersten Mal wurde es für weite Teile des Bürgertums erschwinglich, Noten zu kaufen statt zu leihen. Seitdem bilden die grünen Notenhefte das Markenzeichen des Verlags und verhalfen ihm auch international zu großer Bekanntheit. Ein ähnlich hohes Prestige wie die Hefte im „Petersgrün“ besitzen nur die Ausgaben im „Henleblau“ des Konkurrenzverlags G. Henle.

Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten brachen für die Edition Peters schwierige Zeiten an. Die Inhaberfamilie Hinrichsen wurde aufgrund ihrer jüdischen Abstammung diskriminiert und der Verlag 1939 zwangsenteignet. Die Söhne der Familie gründeten daraufhin in London und in New York neue Musikverlage in der Tradition der Edition Peters. Damit legten sie den Grundstein für das heute international agierende Verlagsunternehmen, der Edition Peters Group. Nach dem Krieg konnte die Familie Hinrichsen den Leipziger Verlag zurückgewinnen. Mit der deutsch-deutschen Teilung wurde die Edition Peters, wie viele andere Verlage, nach Frankfurt am Main umgesiedelt. Seit 2014 befindet sich der Hauptsitz der Gruppe jedoch wieder in Leipzig. Damit ist die Edition Peters einer der wenigen Verlage, die in die Buchstadt zurückgekehrt sind.

©Kim-Marie Philipp

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Die Edition Peters ist somit ein Verlag zwischen Tradition und Moderne. Prokurist Thomas Stein berichtete bei unserem Besuch, dass Musikalien noch immer größtenteils in gedruckter Form verwendet werden. Einzelne Notenblätter gebe es beim Verlag zwar auch als pdf-Datei im Download, die meisten Musiker würden aber noch gebundene Ausgaben, die das komplette Musikstück enthalten, bevorzugen.  Solange E-Books nicht denselben Komfort böten wie die gedruckten Ausgaben, zum Beispiel schnelleres Umblättern einzelner Notenseiten etc., würden sie im Musikaliengeschäft noch keine große Rolle spielen, so Stein.

Nichtsdestotrotz stellt sich die Edition Peters digital auf. Die Verlagsgruppe hat eine App entwickelt, die beim Lernen des Klavierspielens helfen soll. Die Nutzer können sich Videoaufnahmen von Musikern anschauen und bekommen gleichzeitig angezeigt, welche Noten gerade gespielt werden. Außerdem zeigt die App den Notentext an, wenn man selber spielt. In der Zukunft soll die App noch weiter ausgebaut und auch für Chor und Gesang nutzbar gemacht werden.

Eine wachsende Bedeutung komme laut Stein auch dem E-Commerce zu. Zwar sei der Direktvertrieb noch nicht so weit verbreitet wie in England und den USA, doch würden Musikalien auch in Deutschland vermehrt online bestellt, wie der Verlag registriert.

Um neue Komponisten als Autoren zu gewinnen, verfügt die Verlagsgruppe über zwei Scouts in den USA, zwei weitere in England und einen in Deutschland. Für junge Komponisten im Bereich Neue klassische Musik sei es schwierig, Fuß zu fassen: Denn trotz aller Bemühungen sei es nicht einfach, Aufführungen für Neue Musik zu generieren. Stein zufolge achte die Edition Peters bei der Auswahl ihrer Komponisten bzw. Autoren auf drei Dinge:

  1. Wurden die Stücke des Komponisten bereits aufgeführt?
  2. Hat der Komponist erfolgreich an Wettbewerben teilgenommen und Preise gewonnen?
  3. Verfügt er über ein Netzwerk, welches zur Vermarktung seiner Stücke genutzt werden kann?

Um in einem Musikverlag zu arbeiten, muss man übrigens kein Musikwissenschaftler sein. Es schade aber nicht, ein Instrument spielen oder Notenlesen zu können, betont Stein. Für die Zukunft und im Hinblick auf die neue App sucht der Verlag vor allem Nachwuchskräfte mit digitalem Know-how. Ihr seid digital-affin und musikbegeistert? Dann wartet in Leipzig womöglich euer Traumjob!

 

 

Autorin: Kim-Marie Philipp