Von deutschen Schafen, vulkanischer Schönheit und warum man sich in Neuseeland auch wie im bayerischen Voralpenland fühlen kann.
Jessas, wo kommen all die Deutschen nur her? Wir sind hier mit Abstand die größte Gruppe unter den Reisenden. Heaps of Germans! Letzte Woche wurde ich peinlicherweise vom Chef des australischen Hachette-Hauses – der mal eben bei PQ reingeschaut hat – und Geoff Blackwell gefragt, warum dem so ist. Die Frage haben wir hier in verschiedenen Runden schon mehrfach diskutiert, aber ich gebe die Frage an euch weiter. Denkt ihr wir sind hier so zahlreich vertreten, weil
- Neuseeland so schön weit weg ist von Deutschland ;-)
- wir Deutschen einfach sehr offen für und interessiert an fremden Ländern und Kulturen sind
- es hier so schön viele Schafe gibt, mit denen in vergeistigter deutscher Manier und ohne Widerrede über den Sinn des Lebens philosophieren kann oder
- es sich schlicht und einfach in Deutschland als Trend etabliert hat, mal ein Jahr oder zumindest ein halbes in Neuseeland zu verbringen?
Weitere Vorschläge werden interessiert gelesen und natürlich auch ausgewertet, bitte an info (at) jungeverlagsmenschen.de.
Aber jetzt endlich einmal zum eigentlichen Zweck meines Aufenthaltes hier, den Arbeitserfahrungen im englischsprachigen Verlagswesen – allzu große Unterschiede zum deutschen habe ich bisher nicht festgestellt. Doch ich bekomme immer mehr Einblicke in die hiesigen Abläufe bei den verschiedenen aktuellen Buchprojekten (über die ich inhaltlich aufgrund von Wettbewerbsgründen lieber nicht allzu viel verrate) und arbeite mich immer besser in die Materie ein. Gestern und heute habe ich die Originaltexte verschiedener Zitate recherchiert, damit PQ bei deren Verwendung rechtlich abgesichert ist. Letzte Woche war ich hauptsächlich damit beschäftigt, bei diversen Projekten Korrekturen abzugleichen, Texte für den Knesebeck Verlag zusammenzustellen und zu dokumentieren, welche Bilder von welchen Bilddatenbanken verwendet werden. Morgen bin ich noch einmal dran, die Untertitel bei einigen Titeln zu prüfen.
Ja, und dann mache ich mich am Freitag schon zu meinem nächsten kleinen Ausflug auf, zur Bay of Islands im Norden der Nordinsel. Hoffentlich ist es dort etwas wärmer, denn während bei euch mit voller Sonnenkraft der europäische Frühsommer ausbricht wird es hier herbstlich frisch. Sowas, das war so nicht abgesprochen.
Letztes Wochenende war ich in Zentralen Hochebene der Nordinsel, wo mehrere eindrucksvolle Vulkane das Landschaftsbild prägen. Bei der Besteigung des Tongariro – in strahlendem Sonnenschein! und zusammen mit gefühlten 200 bayerischen Voralpenwanderern – konnten wir die wunderschöne karge Vulkanlandschaft bewundern. Nahe des Gipfels haben sich drei kleine Seen gebildet, die sich in intensiven Türkis- und Grüntönen vom grau-braunen Lavaboden absetzen. Gleich nebenan sind der Ngauruhoe, das ist ein richtiger Zungenbrecher, und der Ruapehu. Diese beiden Vulkane waren auch Schauplätze der Herr der Ringe-Trilogie.
Die Bay of Islands hingegen, zu der ich am Freitag aufbreche, scheint eher mit ihrer lieblichen Landschaft, den schönen Stränden und kristallklarem Wasser zu begeistern. Doch zum Schwimmen ist es nun schon zu kalt, auch wenn viele Kiwis ein anderes Kälteempfinden zu haben scheinen als wir Deutschen oder Mitteleuropäer. Letztens stand ich wartend an einer Bushaltestelle und neben mir ebenso ein junger Mann, der komplett normal gekleidet war, aber keine Schuhe trug. Verwundert habe ich ihn gefragt, ob er denn keine kalten Füße habe, doch er meinte nur, ach, da gewöhnt man sich dran, er merkt das gar nicht mehr.
Von der Bay of Islands aus möchte ich weiterfahren zum Waipoua Kauri Forest und dort eine Wanderung machen und mir in Opononi die Dünenlandschaft ansehen. Und weiter bin ich noch gar nicht mit der Reiseplanung. Nach diesem kleinen Ausflug bin ich noch zwei bis drei Wochen bei PQ und dann geht es Ende Mai schon wieder heimwärts. Aber vorher melde ich mich noch einmal mit einigen kleinen Geschichten aus diesem schönen fernen Land.
Viele Grüße in die Heimat!
Jule Menig