Einmal im Jahr wird Klagenfurt zum Mekka für Wortbegeisterte. Autoren, Kritiker, Journalisten, Presseleute, Lektoren, Verleger, Buchhändler – sie alle pilgern in die Stadt am Wörthersee, um das geschriebene Wort hochzuhalten und zu feiern. Denn beim Bachmannpreis kann noch ungezwungen und in angenehmer Atmosphäre über Literatur gesprochen, diskutiert, geschwärmt und vielleicht sogar an der Zukunft derselben etwas mitgeschraubt werden. Beim Bachmannpreis sollte jeder, der sich tagein, tagaus mit Literatur beschäftigt, einmal gewesen sein. Die ARGE Reizpartie und die Jungen Verlagsmenschen Wien machten es möglich und organisierten für aufstrebende, angehende und für all jene Buchhändler, Medienleute und Verlagsmitarbeiter, die sich mit Leidenschaft ihrem Job verschrieben haben, eine Fahrt zum Get-together des Literaturbetriebs. Denn „wo sonst kann man mit so vielen Menschen gemeinsam Literatur erleben?“ (Lucia Marjanović, Lektorin bei nzz.at)
„Es waren schöne Tage in dieser Literaturparallelwelt namens Klagenfurt und dass Stefanie Sargnagel dann auch noch einen Preis gemacht hat – das war meine persönliche Cocktailkirsche auf diesem herrlichen Ausflug“, schildert Buchhändlerin Barbara Kadletz (Hartliebs Bücher) freudestrahlend.
Aber ist es nun ein Fest der Literatur oder ein Medienspektakel? Kontaktbörse und Eingangsportal zu dem kleinen und intimen Kreis der deutschsprachigen Verlagsbranche? Oder doch ein hochseriöses Wettlesen, bei dem am Ende die Parameter neu ausgefochten werden, wonach „gute Literatur“ denn nun wirklich zu beurteilen sei? „Am Anfang überwiegt die Ehrfurcht. Doch schon bald lässt man sich mittreiben und passt sich dem Bachmann-Rhythmus an. Im ORF-Studio wird dann mitgelesen, mitgefiebert und der eigene Lieblingsjuror gewählt, dessen Stilgewandtheit beeindruckend präzise auf den Punkt bringt, was man selbst beim Hören des Textes wenn nicht gedacht, ja doch zumindest schon vage gefühlt hatte.“ (Lena Scholz, Studentin der Literaturwissenschaft)
„Und lehrreich sind die Tage der deutschsprachigen Literatur allemal. Sie zeigen, wie schwierig es ist, über Literatur zu sprechen und darüber, was sie ausmacht. Dass es unmöglich ist, sie auf einen geschmacklichen Nenner zu bringen. Sie führen sogar vor, dass man Literatur produzieren kann, ohne es zu wollen, oder dass deutsche Literatur sich nicht einmal an der scheinbar banalsten Voraussetzung, dem Einsatz korrekter Grammatik, festmachen lässt.“ (Melanie P. Strasser, Sonderzahl Verlag)
„Alle sind hier irgendwie auf der Suche nach dem Über-Text. Juroren, Autoren, Publikum. Junge Literaten sollen ihn abliefern, dazu müssen sie nicht unbedingt Übermenschen sein. Die Formel Zuerst der Mensch, dann der Text ist hier völlig außer Kraft gesetzt. Es geht rein um den Text. Das ist legitim und gut so. Ist es das? Die glorreichen Sieben fokussieren jedenfalls auf die zentrale Frage: Ist das gute Literatur? Am Ende kommt es zu einer Abstimmung und jemand gewinnt – und damit ist dessen Text dann auch Literatur. Allein deshalb. Ist er das?“ (Michael Beisteiner, Autor)
„Feinkost-Urlaub für die Seele! Es war interessant, vielfältig und unterhaltsam. Die entspannte Stimmung am und um den Wirkungsort sowie die wundervolle Organisation der Jungen Verlagsmenschen haben die Tage von der ersten bis zur letzten Minute zu einem reinen Vergnügen gemacht. Das Erlebnis mit einer Gruppe Gleichgesinnter teilen und sich austauschen zu können, hat dazu beigetragen, es als Klassenfahrt mit Klasse im Gedächtnis zu behalten.“ (Petra Weihs, Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek der Uni Wien)
„Als absoluter Frischling hatte ich Dank der Initiative der Jungen Verlagsmenschen Wien bei dem diesjährigen Bachmann-Preis erstmalig Gelegenheit, meinen Blick über die illustre Gesellschaft von Autoren, Verlegern, Journalisten und anderen Schaffenden der Buchbranche wandern zu lassen und mir ein Bild von dieser ehrwürdigen Veranstaltung zu machen. Meine persönlichen Highlights waren in den Kernstücken der Veranstaltung zu finden: den Lesungen. Es war ein besonderes Erlebnis hautnah bei den berühmt-berüchtigten Diskussionen der Texte vonseiten der Jury, die sich kein Blatt vor den Mund nahm und sich den Erwartungen gemäß in nur wenigen Fällen gänzlich einig war, zu beobachten.“ (Laura Kühbauch, Studentin der Literaturwissenschaft)
„Das Ganze live und vor Ort zu erleben, ist viel aufregender als daheim oder draußen auf dem Bildschirm. Außerdem ist man zwangsläufig konzentrierter, weil man nicht abgelenkt wird. Wer will kann trotzdem zwischen den Lesungen den Saal verlassen und draußen das eben Gehörte mit den anderen erörtern. Unsere Meinungen gehen oft ebenso auseinander wie die der Jury-Mitglieder, aber in einem sind wir uns einig: Der Austausch mit KollegInnen ist wahnsinnig wertvoll, um den eigenen Blickwinkel zu erweitern. Neben schönen Erinnerungen habe ich vor allem einen Vorsatz im Gepäck: Nächstes Jahr komme ich bestimmt wieder.“ (Birgit Pfaffinger, Übersetzerin Englisch–Deutsch)
Ein Bericht der Städtegruppe Wien