Wer denkt bei seinem Traumberuf im Verlagswesen denn an einen Fachverlag? Geträumt wird von Sebastian Fitzek, Charlotte Link oder Frank Witzel. Spannende Aufgaben außerhalb der großen Belletristik? Natürlich gibt es die! Davon durften wir, die Jungen Verlagsmenschen Köln-Bonn, uns ganz persönlich überzeugen. Am 17. Juni 2016 waren wir zu Besuch beim Rheinwerk Verlag in Bonn. Am Ende blieb nur eine Frage offen: Wo sind denn die vier Stunden geblieben?!

Der Rheinwerk Verlag (dem ein oder anderen vielleicht noch unter seinem alten Namen Galileo Press bekannt) ist Deutschlands führender Fachverlag für Computing, Design und Fotografie. Über 80 Mitarbeiter arbeiten hier nicht nur an klassischen Verlagsarbeiten, sondern auch an E-Books und Videotrainings für Einsteiger ebenso wie für Experten.

Verlagsgebaeude

© Rheinwerk Verlag

Am Freitag wagten wir Jungen Verlagsmenschen den Weg in den Bonner Vorort Oberkassel, um uns die Arbeit des Verlags hautnah anzuschauen. So mancher Kölner wähnte sich schon im tiefsten Siebengebirge („Warum ist das denn hier so grün?“), doch die Anreise lohnte sich allemal. Mit Keksen und Getränken begrüßten uns Geschäftsführer Stephan A. Effertz und Sophie Herzberg aus der Kommunikations-Abteilung in den modern-gläsernen Räumen des Verlags. Nach einer lockeren Begrüßungsrunde teilten wir uns in zwei Gruppen auf, um so viele Abteilungen wie möglich kennenzulernen. Während die erste Gruppe im Lektorat des Imprints Vierfarben lernte, welche Schritte ein Buchprojekt in einem Ratgeberverlag durchläuft (von der Planung über die aktive Autorenakquise und das Lektorat bis hin zur Auslieferung und Bearbeitung des Kundenfeedbacks), erfuhr die zweite Gruppe, wie ein Verlag auf die Idee kommt, seine Inhalte nicht nur als Bücher, sondern auch als Videotrainings anzubieten. Überrascht stießen wir hier auf Aufnahmestudios anstatt auf Manuskripte und auf Sendepläne anstatt auf Verlagsprogramme. Schon in dieser ersten Runde entspann sich eine muntere Diskussion, sodass die Mitarbeiter der späteren Stationen warten mussten. Schließlich wurde der „Staffelstab“ JVM aber weitergegeben und wir konnten die Produktmanager der Bereiche Computing, bzw. Design & Fotografie mit weiteren Fragen löchern. Spannend gerade für die Berufseinsteiger unter uns war wohl die Tatsache, wie viele Mitarbeiter ursprünglich das berüchtigte Fach Germanistik studiert hatten. Geisteswissenschaftler und auch Quereinsteiger seien für Volontariate gern gesehen, betonte Stephan A. Effertz, mitbringen sollten sie nur eine Affinität zu technischen Themen sowie die Bereitschaft, sich in neue Bereiche einzuarbeiten.

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© Laura Vosswinkel

Wiedervereint traf die geballte JVM-Truppe schließlich zurück im Besprechungsraum auf zwei Damen aus der Herstellung, die zur Abschlussrunde von Kollegen aus den Bereichen Marketing und Vertrieb abgelöst wurden. Ehrlich beeindruckt verließen wir pünktlich zum Feierabend das Gebäude. Wer hätte schon vorher gedacht, dass so ein Fachverlag auf bis zu 16 Messen pro Jahr unterwegs ist? Dass Bücher in weniger als zwei Wochen den kompletten Herstellungsprozess durchlaufen? Oder dass die Vertriebler auch gerne einmal zusammen mit Buchhändlern deren ganzen Laden umräumen, um die EDV-Abteilung ideal zu präsentieren?

Auf dem Rückweg waren sich alle Mitglieder einig: So spannend hatte sich kaum jemand den Besuch vorgestellt. Und selten war ein Verlagsbesuch so optimal organisiert und liebevoll durchdacht. Besten Dank also noch einmal an die unglaublich sympathischen Mitarbeiter des Rheinwerk Verlags. Wir kommen immer gerne wieder!

 

Laura Vosswinkel