Future Talents Challenge Day – unter diesem Titel stand die diesjährige Personalkonferenz der Akademie der Deutschen Medien. Insgesamt 30 Personaler aus verschiedenen Medienhäusern haben sich am vergangenen Freitag in Berlin mit Vorträgen, einem Interview und einem Workshop unterschiedlichen HR-Strategien im digitalen Medienhaus gewidmet. Unter der Schirmherrschaft von Bommersheim Consulting und moderiert von Dr. Kirsten Steffen ging es um aktuelle Veränderungen in der Führungsriege, die Vereinbarkeit von Kerngeschäft und Digitalisierung sowie um Möglichkeiten für Mitarbeiter, wie sie die Unternehmenskultur aktiv mitgestalten können. Über Facebook und Twitter haben wir euch bereits während der Konferenz auf dem Laufenden gehalten. Hier folgt der Bericht, für alle, die es gerne genauer wissen wollen.

 

Die Personalabteilung als internes Marketingkommando

Los ging es mit der Keynote von Johannes Burr, Leiter des Personalmarketings und Change Manager bei Axel Springer. Vor sechs Jahren fragte sich das Unternehmen, wie es zu schaffen wäre, 50 Prozent der Verlagsprodukte auf digital umzustellen und welche Schritte dafür im Personalmanagement ergriffen werden müssten. Seither setzt Axel Springer darauf, die Mitarbeiter aktiv mitgestalten zu lassen, um die Unternehmensidentifikation zu erhöhen und durch Qualifizierungsmaßnahmen die eigene Unternehmenskultur zu stärken. Unter dem Motto „Werde selbst zum Gestalter dieser Veränderung!“ rief man die sogenannte move-Initiative ins Leben, die Räume schuf für internen Expertenaustausch, Diskussionsrunden mit Pizza und Vortragsreihen von und für Mitarbeiter.

Die größte Herausforderung beim Verändern der Führungsstrategien sei das Schlagen der Brücke zwischen dem Kerngeschäft und der Innovation, erklärte Katrin Siems vom Beuth Verlag. Das Unternehmen startete die Modernisierung mithilfe der elektronischen Plattform „Erfolg durch Qualität“, der Stärkung von Vertriebsstrukturen und der Schaffung einer Strategie, die „auf einen Bierdeckel passen muss“.

 

©Hermann Arnold

©Hermann Arnold

„Personalkapital ist mindestens genauso wichtig wie Finanzkapital“ war die zentrale Aussage von Hermann Arnold (Haufe-umantis) in seinem Vortrag „Das demokratische Unternehmen“. Unter der Metapher „Aktualisierung des Betriebssystems“ fasste Arnold die HR-Strategien seines Unternehmens zusammen. Seine Thesen: Mitarbeiter führen Unternehmen, definieren Werte und Regeln, bestimmen Ziele und Strategien, organisieren sich selbst, stellen Kollegen ein, wählen CEO und Führungskräfte. Bei Haufe-umantis funktioniert es.

 

 

Mit Spannung wurde auch Alexander Lorbeers Vortrag über die Veränderungen in den Ullstein Buchverlagen erwartet. Die Stärkung des Kerngeschäfts, die Entwicklung neuer Formate sowie die Berücksichtigung veränderter Lesegewohnheiten und Autorenbedürfnisse stehen dort im Mittelpunkt der aktuellen Unternehmensstrategie.

 

HR-Innovation-Workshops: Digital Natives/Generation Y rekrutieren, entwickeln und führen

©Lisa Vogt

©Lisa Vogt

Am Nachmittag durften die Konferenzteilnehmer schließlich selbst aktiv werden. Mithilfe der Design Thinking-Methode wurden Konzepte erarbeitet, wie junge Talente der Generation Y gefunden, gefördert und geführt werden können. Eine Gruppe aus Studenten und Bewerbern diente als Versuchskaninchen und stand den Personalern Rede und Antwort. Was wünschst du dir von deinem Arbeitgeber? Wie kann man dich finden? Welche Werte sind dir wichtig? Was möchtest du machen? Wertschätzung, ein angenehmes Arbeitsklima, flexible Arbeitszeiten und kleine Benefits waren dabei unter den Bewerbern besonders gewünscht.

 

Gender Gap und Techniknachwuchs

Im Vorfeld der Konferenz kamen von eurer Seite die Fragen auf, wie die Branche technikversierte Mitarbeiter heranziehen und fördern will und wie das Problem der Gender Gap gelöst werden soll. Wir haben nachgefragt.

Mit den Herausforderungen der Rekrutierung von Fachkräften aus IT und E-Business hatte sich bereits die vorangegangene Personalentwicklungskonferenz 2015 auseinandergesetzt. Auch dieses Jahr kam das Problem zur Sprache. Für die Ullstein Buchverlage, so Alexander Lorbeer in seinem Vortrag, stellte sich z. B. die Frage, wie man digitale Kompetenzen im Unternehmen ausbauen könne; zentral in einer speziellen Abteilung oder auf breiter Ebene. Man entschied sich für Letzteres und ernannte Digitalmanager in den unterschiedlichen Abteilungen, die ein Expertenteam bildeten. Die Einführung von iPads für alle Mitarbeiter und ein soziales Intranet stärkten außerdem die digitale Infrastruktur. Inzwischen sei die Bedeutung des Digitalen bei allen Mitarbeitern angekommen. Konstanze Reith (Axel Springer) betonte, dass man nach neuen Kanälen suchen müsse, um technikversierte Mitarbeiter zu rekrutieren. IT-Experten findet man nicht bei Stepstone, sondern auf branchenspezifischen Plattformen. Zudem sei Axel Springer auch im Ausland aktiv auf die Suche nach IT-Talenten gegangen.

Das Thema der Gleichstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Unternehmen war nicht besonders präsent während der Vorträge und Workshopdiskussionen. Auch die befragten Studenten und Bewerber haben hierzu keine gesonderten Forderungen gestellt. Wir haben das Thema als Anregung für die Konferenz im nächsten Jahr geäußert und verweisen auf das kommende Interview mit Konstanze Reith, in dem wir diese und andere Fragen stellen werden.

Vielen Dank an die Akademie der Deutschen Medien, die unseren Besuch auf dem Future Talents Challenge Day ermöglicht hat.

 

Lisa Vogt