Es ist Freitagabend im mäßig gefüllten Festsaal des neuen Rathauses in Leipzig. Eine wohl auch für die Veranstalter überraschend geringe Zahl an Interessierten hat sich eingefunden, um bei der Diskussion rund um die Flüchtlingskrise dabei zu sein. Am Panel teilgenommen haben die Autoren Ute Schaeffer, Fridolin Schley und Stefan Luft. Geleitet wurde die Diskussion vom Journalisten Constantin Schreiber, der für deutsche sowie arabische Medien tätig ist.

 

Alle drei Autoren bringen dieses Jahr neue Bücher rund um die Flüchtlingskrise mit. Ute Schaeffer, die neben ihren Büchern auch für die Deutsche Welle arbeitet, kommt mit ihrem Buch „Einfach nur weg – Die Flucht der Kinder“ nach Leipzig. Das Buch befasst sich mit den Geschichten und Einzelschicksalen von Jugendlichen, die nach Deutschland geflüchtet sind. Der Politikwissenschaftler Stefan Luft hat sein Buch „Die Flüchtlingskrise. Ursachen, Konflikte, Folgen“ im Gepäck. Neben seiner publizistischen Tätigkeit lehrt er Politikwissenschaften an der Uni Bremen. Schließlich Fridolin Schley, dessen Novelle „Die Ungesichter“ sich literarisch mit der Geschichte einer somalischen Frau auseinandersetzt.

Die Diskussion wirkte auf mich recht frei und allgemein, sodass alle drei Gäste „ihre“ Themen und Meinungen transportieren konnten. Der Fokus hat sich aber sicherlich in Richtung Integration entwickelt. Das immer wiederkehrende geflügelte Wort Generationenprojekt beschreibt hier den Konsens der Panelisten am Besten. Alle drei sind sich einig, dass die Integration einer Million Menschen nicht innerhalb weniger Monate, oder auch nur innerhalb einer Legislaturperiode schaffbar ist. Es wird sehr viel Zeit und Kraft fordern, um diese Leistung zu erbringen, was sie jedoch nicht weniger erstrebenswert macht.

Ein weiterer großer Teil der Diskussion war der fangfrische Deal mit der Türkei, die sich bereit erklärt hat Flüchtlinge aus Griechenland zurückzunehmen. Dabei wurde nicht nur die rechtliche Unklarheit des Deals kritisiert, auch die Unterbringung und die Behandlung der Flüchtlinge in der Türkei waren ein Thema. Speziell die von Beamten ausgehenden Schikanen und Misshandlungen sowie die fehlende Versorgung im Bildungsbereich wurde angeprangert.

Uneinigkeit herrschte rund ums Thema Medien. Wo wurden Fehler in der Vergangenheit gemacht? Wo liegt die Grenze zwischen neutraler Berichterstattung und Aktionismus? Wurde diese Grenze überschritten? Und natürlich das große Thema, wie geht man um, mit dem Rechtsruck in der politischen Landschaft. Gerade das letzte Thema war sehr interessant, da einerseits Herr Luft klar gegen Ausgrenzung einer Contra-Meinung argumentiert hat, und andererseits Herr Schley die Meinung vertreten hat, dass es keine Ausgrenzung durch Massenmedien gebe. Seiner Ansicht nach entstehe diese Bild nur durch die mangelnde Medienkompetenz unter der Bevölkerung.

Trotz der vielen leer gebliebenen Stühle, durften sich die Besucher über ein hochkarätiges Panel und einen argumentativen und konstruktiven Meinungsaustausch von hochkompetenten Experten freuen.

Mario Moser