von Julianne Rinne und Alexandra Müller

Die goldenen Fransen hüpfen im Takt der Musik, während sich die nackten Füße der Tänzerin im Kreis drehen. Immer schneller durchtanzen sie die komplizierten Schrittfolgen, während die Zuschauer wie hypnotisiert die zuckenden Bewegungen ihrer Arme verfolgen.

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Verzaubernde Tänze – so präsentiert sich Indonesien.
© Julianne Rinne und Alexandra Müller

Plötzlich taucht ein Tänzer am Rand der Tanzfläche auf, der sich in anmutigen Sprüngen gazellenartig auf die Tänzerin zubewegt. Ihre Bewegungen verschmelzen zu einem wirbelnden Tanz, der mit der Musik ein atemberaubendes Tempo erreicht. Mit der Zeit wird die Musik langsamer, die schnellen Trommeln machen dem sanften Klang einer Geige Platz. In diesem Moment füllt sich die Tanzfläche mit fünf Tänzerinnen in glitzernden Kleidern. Sie strecken ihre Arme von sich, schauen in die Ferne und scheinen von etwas zu träumen, wenn man ihr Lächeln deutet. Ihre Vorstellung reißt die Zuschauer mit und entführt sie in eine fremde Welt, auf die Inseln der Imagination. Nach Indonesien.

Eigentlich sind die Zuschauer Gäste der Frankfurter Buchmesse und sehen sich die Präsentation des Gastlandes 2015 an.

Indonesien erstreckt sich über mehr als 17 000 Inseln erstreckt. Nördlich von Australien, zwischen Pazifischem und Indischem Ozean, bietet es traumhafte Strände, die perfekte Kulisse, um tief in einem Buch zu versinken und vor sich hin zu träumen.

Die Darbietungen der indonesischen Gäste machen es den Besuchern der Frankfurter Buchmesse ein leicht, sich in dieses Land zu träumen. Kalt ist es heute in Frankfurt, die Wärme ihrer Heimat haben die Tänzerinnen leider nicht mitgebracht. Sand hat sich höchstens als einzelne Körnchen in den langen, farbenfrohen Kleidern der Frauen hierher geschmuggelt. Und doch taucht man ein in diese Kultur, die sich dieses Jahr auf der Buchmesse unter dem Motto „Inseln der Imagination“ präsentiert.

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Auch kulinarisch zeigt sich Indonesien von seiner besten Seite.
© Julianne Rinne und Alexandra Müller

Indonesische Schriftsteller stellen ihre Werke vor, besonders beeindruckend ist die Abteilung der Kochbücher. Die farbenfrohen Abbildungen der exotischen Gerichte lassen einen die fremdartigen Gewürze beinahe riechen. Mungbohnensprossen mit Erdnusssoße, Kaffirblätter, Bambussprossen, Zitronengras und Jackfrucht – inspiriert von der Vielfalt der Zutaten und Gewürze laufen die Füße fast schon allein zum indonesischen Restaurant. Immer der Nase nach, denn hier kann man sie wirklich riechen: Curcuma und Ingwer, Pfeffer und Kardamom. Gado-Gado, Asinan Jakarta, Ayam Rica-Rica und Sayur Kapau lassen einen kurz vergessen, dass man in Frankfurt is(s)t und nicht in Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens.

Ein Glück für die Besucher, die morgens schon pünktlich zu Messebeginn am Eingang stehen oder jetzt hier im Restaurant unwissend ihren Tee trinken. Wären sie wirklich in dem fernen Land, hätten sie ihren Gastgeber nämlich zutiefst gekränkt. Dort gilt es als unhöflich, vor der Aufforderung des Gastgebers schon zu trinken oder pünktlich zur vereinbarten Zeit zu erscheinen. Beim Betreten des Hauses die Schwelle der Tür zu betreten, bringt sogar Unglück. Auch nicht gern gesehen wird das Grüßen mit der linken Hand, die als unrein gilt – ganz im Gegensatz zum Kopf. Dieser ist heilig und darf deswegen nicht berührt werden.

Generell sollten Berührungen zwischen Mann und Frau in der Öffentlichkeit lieber ganz unterlassen werden. Was aber nicht heißt, dass die Indonesier ein liebloses Volk sind – immerhin liegt die Geburtenrate bei acht Babies pro Minute. Jedes dieser Babies wird sich für eine der fünf Weltreligionen entscheiden müssen. 87 Prozent der Bevölkerung gehören dem Islam an und trotzdem ist der Islam nicht die Staatsreligion.

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Heute, am Sonntagabend, geht die Buchmesse zu Ende und damit verschwindet auch die kleine, orientalische Oase aus dem Gewusel der Großstadt. Doch wer sich in den letzten Tagen verzaubern lassen hat, der träumt weiter. Davon, am Strand zu liegen und ein gutes Buch zu lesen.

Vielleicht eines in einer der 546 indonesischen Sprachen.