„Alumni der Leipziger Buchwissenschaft outen sich: Sie arbeiten in der Buchbranche und zwar in Leipzig!“ heißt es im Text zur Veranstaltung. Natürlich lässt so eine Ankündigung aufhorchen, hoffnungsfroh finden sich Zuschauer bei der Podiumsdiskussion am Gemeinschaftsstand „Studiengänge rund ums Buch“ ein. Wer in Leipzig studiert hat, weiß, dass die Stadt sich dazu wunderbar eignet – aber sobald das Zeugnis da ist, packt man es in die Tasche und geht in anderen Städten auf Jobsuche, denn in Leipzig, so die allgemeine Meinung, wird das nichts. Gerne möchte man sich das Gegenteil beweisen lassen.
Schon während des Studiums der Kommunikations- und Medienwissenschaften werden Studierende oft gefragt, was sie damit anfangen wollen oder stellen sich selbst diese Frage. Für jene mit dem Schwerpunkt Buchwissenschaften ist klar, dass es in die Buchbranche gehen soll.
Eyk Henze hat in Leipzig studiert und finanziert nun durch ein Stipendium die Arbeit an seiner Promotion. Nebenher hat er den Verlag ed[ition]. cetera gegründet. Dazu kam es durch das Buchprojekt „xo“ von Francis Nenik – ein Pappkarton, gefüllt mit einem 800 Seiten dicken, ungebundenen Buchblock darin. Die losen Seiten lassen sich in beliebiger Reihenfolge lesen. Mit diesem Projekt ging es los, überregionale Zeitungen und das Fernsehen wurden darauf aufmerksam, die dreistellige Erstauflage ist beinah verkauft. Nun folgt etwa ein Buch pro Jahr. Henze lebt also nicht vom Büchermachen. „Ich hätte Angst, in einem Dazwischen hängen zu bleiben – so, dass es mal für die Miete reicht und mal nicht“, sagt er.
Ernüchternd: Thorsten Glawe, zweiter Absolvent auf dem Podium, verantwortet im neu gegründeten Leipziger Lies mich Verlag die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, doch auch für ihn und seine Kollegen ist es noch eine Art „Ehrenamt“, was die Bezahlung angeht. Deswegen betreiben sie den Verlag aber nicht weniger professionell, wie die Gestaltung und der Buchtrailer des Romans „Pedalpilot Doppel-zwo“ von Wolf Schmid zeigen. Glawe weiß auch von manchen seiner ehemaligen Kommilitonen, dass sie momentan „nichts Bezahltes“ machen.
Ist Leipzig also keine gute Stadt, um Bücher zu machen? Eigentlich schon, sagt Henze, denn die Infrastruktur sei da: am Deutschen Literaturinstitut (DLL), an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK), an der Universität sowie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) findet man leicht begeisterte, fähige Mitstreiter für Projekte. Auch Arbeitsräume seien günstig zu haben. „Aber sonst ist Leipzig doch eher historisch gesehen eine Buchstadt.“
Marcella Melien