„Verlag sucht Autoren“, „Wir veröffentlichen ihr Buch“, „Nachwuchsautoren gesucht“ – mit solchen verheißungsvollen Sprüchen fischen in der Buchbranche viele Verlage nach potenziellen Neu-Schriftstellern, die ihre Bücher gerne an den Leser bringen wollen. Der Frieling-Verlag aus Berlin nimmt für sich in Anspruch, das Verlag-sucht-Autor-Werbeprinzip erfunden zu haben – und ist nicht zuletzt deshalb in die Kritik geraten: Verlage wie Frieling, die so gezielt nach Autoren suchen, stehen oft in dem Ruf, für die Veröffentlichung von Manuskripten mehrere Tausend Euro zu verlangen. Bei der Diskussion „Das Geschäft mit dem Autor“ in der Self-Publishing-Area in Halle 3.1 musste sich der Frieling-Verlag dieser Kritik stellen.
Haben diese Verlagsmodelle noch etwas mit der klassischen Definition des Wortes „Verlag“ zu tun? Johannes Monse vom Verlag Monsenstein & Vannerstatt meint: „Für mich kommt Verlag von ‚vorlegen‘. Das bedeutet, dass ein Verlag so viel Vertrauen in ein Manuskript hat, dass er die weitere Arbeit daran, wie etwa das Lektorat oder die Covergestaltung, für den Autor finanziert.“ Dies ist beim Dienstleister „ruckzuckbuch.de“, für den Monse ebenfalls arbeitet, nicht der Fall, da dieser weder ein professionelles Lektorat noch ein Cover vom ausgebildeten Grafikdesigner verspricht. Vielmehr kümmere sich „ruckzuckbuch.de“ um den Druck und den Vertrieb von selbstveröffentlichten Büchern. Ein Autor, der dort ein Buch anbieten möchte, habe also selbst dafür zu sorgen, dass sein Werk einigermaßen druckreif ist. Monse hält solche Dienstleister vor dem Hintergrund einer sich verändernden Verlagsbranche durchaus für berechtigt, schlägt aber vor, dass diese sich eben nicht als „Verlage“ bezeichnen sollen.
Als Verlag sieht sich hingegen der Frieling-Verlag, der in der Diskussion durch seinen Geschäftsführer Dr. Johann Friedrich Huffmann vertreten wurde. Huffmann gab in der Diskussion offen zu, dass eine Veröffentlichung bei seinem Verlag mehrere Tausend Euro kosten kann. Gleichzeitig räumte er aber auch ein, dass es Frieling-Autoren nicht automatisch in Bestsellerlisten schaffen und auch nicht jeder das nötige Kleingeld hat, eine solche Publikation zu finanzieren. Dennoch stünde für die Autoren seines Verlags weniger der Gedanke an Ruhm und Reichtum im Vordergrund, sondern eher der dringende Wunsch danach, einmal ein Buch mit dem eigenen Namen auf dem Einband in der Hand halten und an Freunde verteilen zu können. „Einige unserer Autoren haben jahrelang darauf gespart, bei uns veröffentlichen zu können.“
Was sagen nun aber hoffnungsvolle Autoren, wenn ihnen für viel Geld eine Veröffentlichung angeboten wird? Kerstin Groeper, die beim Traumfänger-Verlag historische Romane über Indianer schreibt, warnt vor übertriebenen Versprechungen: „Jeder neue Autor denkt, er hätte den nächsten Harry Potter geschrieben, aber dem ist nicht so!“ Wenn also Verlage gleich Auflagen in Höhe von mehreren Tausend Ausgaben drucken wollen, solle man daher skeptisch sein. „So viele wird man als Erstautor nie wieder los.“ Die Gefahr sei daher groß, dass man viel Geld für Tausende Bücher bezahlt, die dann am Ende ungelesen im Keller verstauben. „Eine Auflage von etwa tausend Stück ist für kleine Verlage realistisch“ glaubt Groeper. Von Dienstleistern hält sie persönlich wenig. „Ich habe von denen für meine Bücher auch Angebote bekommen – aber ich wollte eine seriöse Autorin sein.“ Am Ende werden Dienstleisterverlage das Vorurteil, sie würden von der Eitelkeit selbsternannter Nachwuchsautoren profitieren wollen, wohl nie los werden – geht man aber nach den Worten von Frieling-Inhaber Huffmann, lässt es sich mit dem Spiel mit der Eitelkeit aber ganz gut leben, schließlich finden sich immer wieder zahlende Kunden: „Außerdem, wenn es Autoren gibt, die das wollen – warum sollte man es ihnen verbieten?“
Birthe Kolb