Paulo Coelho (links) und Juergen Boos (rechts) © Sabrina Pöhlmann

Paulo Coelho (links) und Juergen Boos (rechts)
© Sabrina Pöhlmann

Es ist das erste Gespräch mit einem Autor im neuen Business Club auf der Frankfurter Buchmesse. Den Business Club Mitgliedern wird für den stolzen Ticketpreis von über 1000€ auch ein Bestsellerautor geboten: Paulo Coelho. Während draußen auf dem Messegelände auf sämtlichen Shuttlebussen Coelhos Gesicht prangt, bekommen ihn die Mitglieder des Business Clubs live zu sehen und noch dazu mit einem der mächtigsten Männer der Frankfurter Buchmesse: Juergen Boos, dem Direktor der Frankfurter Buchmesse.

Vor den Türen des Veranstaltungssaales standen sich am Ende des ersten Messetages die internationalen Business Clubber die Beine in den Bauch und drängelten, um noch in den Saal zu kommen. Denn trotz Business Club Karte brauchte es eine Anmeldung, um bei der Diskussion zwischen Boos und Coelho dabei zu sein. Im Gewühl der Menge rutschte ich auch ohne auf der Gästeliste zu stehen in den Saal hinein und war überrascht auf eine ziemlich aufgeregte Masse an Zuschauern zu treffen.

Ohne Verspätung schritten Coelho und Boos in den Saal, Applaus brandete auf, Kameras klickten wild los, während die beiden Redner auf einer schwarzen Bühne Platz nahmen, auf dessen Rückwand in großen goldenen Lettern „BC – Business Club“ prangte. Der Bestsellerautor, ganz in Schwarz und mit weißem Pferdeschwanz am sonst kahlen Kopf wirkt tiefenentspannt und verfällt sofort in einen Plauderton mit seinem scheinbar langjährigen Freund Juergen Boos. Diskutiert wird über das digitale Monster und während Coelho mit der Devise „Hug the Alien“ der Digitalisierung der Verlagsbranche begegnet, ist Boos weniger euphemistisch. Er arbeite seit 45 Jahren im Verlagswesen und er hat elektronische Geräte kommen und gehen sehen und die Zukunft könne nun mal keiner vorhersagen. Lässig stützt Coehlo sich auf die Rückenlehne und zieht eine Analogie zwischen der Angst vor dem Buchdruck und der digitalen Revolution. So, wie man die Buchdruckerei nicht aufhalten konnte, wird man auch die digitale Revolution nicht aufhalten können: „The war is won“. Mit Gloria Gaynors Worten „I am what I am“ beschreibt sich Coelho als Schriftsteller, der sich ausdrücken, mitteilen möchte und dabei sich nicht wiederholen will. Was dieser Mann auch ist, zeigt sich in seiner Strategie mit der Digitalisierung umzugehen: Ein kalkulierender Geschäftsmann. Detailliert rechnet er Boos vor, wie man Geld mit seinen E-Books verdienen kann: Mit einem günstigeren Preis ist der Profit höher – das hätte selbst Napster gezeigt, die von einer „Napster aka piracy“-Politik zu großen Umsätzen durch kleine Preise gekommen sind.
Sabrina Pöhlmann, Berlin