33 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen besitzen ein Smartphone, 16 Prozent nutzen ein Tablet mit. Grund genug für das Team von Verlage der Zukunft, eine Messeführung zum Thema Digitales in Kinderbuchverlagen am zum Kids Friday erklärten Messefreitag zu organisieren.
Bei Beltz & Gelberg stellte Franziska Schiebe zum Einstieg Fakten einer Studie vor, die auch besagt, dass Tablets in Familien mit Kindern überdurchschnittlich oft vorhanden sind. Bei der Umsetzung von Kinder- und Jugendbüchern zu E-Books gebe es jedoch Schwierigkeiten: Vor allem in Kinderbuch fallen kreative Gestaltungselemente wie eigene Schriftarten weg, da Standardschriften der Reader verwendet werden. Auch die typischen Doppelseiten im Bilderbuch eignen sich nicht immer für das Tablet-Display, sodass auf eine Digitalisierung des Inhalts verzichtet wird. Zur Kindersachbuchreihe A-Z, in der es für jeden Buchstaben einen Titel mit Experimenten für Kinder im Erstlesealter gibt, wurde eine aufwendige App namens „Wörterfresser“ mit Lese- und Schreibübungen entwickelt. Der sogenannte Basiswortschatz von 500 Wörtern kann damit erlernt werden. Die App ist in jedem Buch der Reihe enthalten, einzeln im Appstore kostet sie 4,49 Euro.
Carlsen hat eine eigene Abteilung für Business Development, in die Mareike Hermes Einblick gewährte. Dabei geht es nicht nur darum zu testen, was auf dem Markt funktioniert – so wurde schon vor zwei Jahren eine fünfteilige Digital Soap veröffentlicht – sondern auch herauszufinden, wie die neuen Prozesse im Verlagshaus intern ablaufen, wie Projektteams gebildet und andere Abteilungen hinzugezogen werden können. Im Jugendbuchbereich wurde ein neues Imprint namens „Impress“ gegründet, in dem reine E-Book-Titel erscheinen. Das Ziel dahinter war, schneller zu werden und monatlich ein neues Programm aufzustellen, das stark an die bestehende Community „Bittersweet“ geknüpft ist. Dafür werden vor allem aktive und kommunikative Autoren gesucht und zum Teil unter den Self-Publishern gefunden. Erfolgreiche Titel schaffen es durchaus auch ins Printprogramm, wie die „Pan“-Trilogie.
Eine neue Entwicklung im Kinderbuch ist Leyo, eine App, die das traditionelle Buch beibehält und es durch das Tablet erweitert. Dabei wird das Tablet über das aufgeschlagene Buch gehalten und es stehen verschiedene Funktionen zur Verfügung: Der Ton, um Geräusche zu hören, das Bild, um versteckte Bildelemente zu entdecken und der Spielemodus. Je nach Größe kosten die Bücher, die auch ohne digitale Ergänzung schön anzuschauen sind, zwischen zehn und zwanzig Euro. Corinna Ehrmann von Carlsen sagt: „Es ist nicht zu unterschätzen, wie schnell Kinder lernen, mit Apps umzugehen. Das Digitale gehört nun zu ihrem Leben und Verlage müssen überlegen, wie es sinnvoll eingesetzt werden kann.“
Tigerbooks war zunächst ein Onlineshop für digitale Kinderbücher. Jedoch vermissten die Macher ein Programm, mit dem sich interaktive Kinderbücher für alle Plattformen herstellen lassen. Also programmierten sie es selbst und TigerCreate entstand. Jenan Issa demonstriert, wie dieses funktioniert und zeigt, wie die Effekte eingestellt werden. Von der Anmutung an Photoshop erinnernd, scheint es relativ einfach zu bedienen. Eine Vielzahl von Kinderbuchverlagen hat bereits mit TigerCreate gearbeitet. Nicht nur Bild-, sondern auch Sound-Effekte wie das Aufnehmen und Abspielen der eigenen Stimme lassen sich damit realisieren. Das Programm befindet sich noch in der offenen Beta-Phase und kann nach Teilnahme an einem Workshop oder Web-Seminar drei Monate lang kostenlos getestet werden. Das Exportformat eines fertigen Titels kostet 250 Euro, es soll einen Rabatt für Studierende geben. Interessant für Studierende ist außerdem, dass TigerCreate Workshops an Hochschulen anbietet – Voraussetzung ist allerdings eine ausreichende Anzahl an Mac-Arbeitsplätzen. Bis zum 31. Januar läuft auch ein Wettbewerb für interaktive Bilderbuchideen, die TigerCreate Adventure Book Competition.
Ab November gibt es eine Tigerbooks-App, die beliebte Inhalte für Kinder aus Musik, Film und Buch versammelt: Ziel ist, dass Kinder all ihre Lieblingscharaktere darin finden können. Außerdem bietet sie Qualitätssicherheit für Eltern, die vorher auf dem Tablet einstellen können, zu was ihre Kinder Zugang erhalten. Buchtitel und Filme können einzeln über den integrierten Shop erworben werden, es soll aber auch zwei Abomodelle geben: Die Leseflatrate erlaubt, ein Buch auf einmal zu lesen und beliebig oft auszutauschen und kostet 9,99 Euro. Die Familien-Flatrate gibt Zugang zu allen Inhalten, wobei immer drei parallel genutzt werden können, und kostet 15,99 Euro. Für beide Modelle sind zwei Testwochen kostenlos.
Marcella Melien