Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr der „Börsenblatt Young Excellence Award“ verliehen, ein Preis für junge Macher und Macherinnen in der Buchbranche, der vom Börsenblatt in Kooperation mit dem Börsenverein, der Frankfurter Buchmesse und dem Mediacampus Frankfurt vergeben wurde.
Vor allem junge Menschen bis 39 Jahren mit Unternehmergeist und Führungstalente aus dem unteren und mittleren Management wurden gesucht, so die Initiatoren des Preises in ihrer Ausschreibung. 67 Bewerbungen gingen daraufhin ein – ein Drittel davon waren von Buchhändlern –, aus denen eine fünfköpfige Jury, bestehend aus Florian Andrews (Projektmanager bei Carlsen), Annerose Beurich (Geschäftsführerin Stories! Die Buchhandlung in Hamburg), Jo Lendle (Autor und Verlegerischer Geschäftsführer beim Carl Hanser Verlag), Claudia Michalski (Geschäftsführerin Verlagsgruppe Handelsblatt) und Andreas Winiarski (Global Head of PR & Communications, Rocket Internet), zehn Kandidaten für die Shortlist nominierte.
Am 9. Oktober fand im Rahmen der Frankfurter Buchmesse die Preisverleihung statt. Alle Nominierten wurden noch einmal in kurzweiligen, einminütigen Videos vorgestellt, bevor Claudia Michalski endlich der Gewinner des „Börsenblatt Young Excellence Award“ bekannt gab: Nikola Richter (Jahrgang 1976), Gründerin von Mikrotext, einem Verlag, der ausschließlich E-Books verlegt, und Mitorganisatorin der „Electric Book Fair“, der ersten Messe Deutschlands für E-Book-Verlage und E-Books.
Michalski begründete die Entscheidung der Jury damit, dass Richter mit ihrem Unternehmen beweise, dass Literatur nicht schlechter wird, wenn sie ausschließlich digital verlegt wird. Richter sei eine mutige, junge Frau mit einem neuen Geschäftsmodell und zeige, dass Digitalisierung und die Zukunft der Buchbranche weiblich sei.
Für die Jungen Verlagsmenschen stellte sich die sichtlich überraschte und hocherfreute Gewinnerin einem kurzen Interview.
JVM: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Preis. Fühltest du dich direkt angesprochen, als du von der Ausschreibung des „Börsenblatt Young Excellence Award“ erfahren hast oder hat dich jemand anderes für den Preis vorgeschlagen?
Nikola Richter: Auf der einen Seite fühlte ich mich eigentlich nicht mehr ganz so „young“ – ich habe die vorgegebene Altersgrenze fast erreicht –, aber auf der anderen Seite hat mich die Innovation des Preises begeistert, sodass ich mich schließlich doch beworben habe.
Welche konkreten Projekte stehen bei dir in den nächsten Wochen und Monaten an oder welche Projekte würdest du gerne in Angriff nehmen?
Ich werde eine Serie namens „Weird Porno“ mit der Autorin Sarah Khan starten. Sie wird ab dem kommenden Frühjahr, also in der „frivolen Zeit“ einmal monatlich erscheinen und ist eine Verbindung zwischen Genre und Theorie. Mehr kann ich dazu leider momentan nicht sagen.
Was sind langfristig deine Ziele und Wünsche für die Zukunft der Buchbranche?
Wie jede Geschäftsfrau wünsche ich mir natürlich mehr Verkäufe meiner Bücher. Ganz allgemein wünsche ich mir eine stärkere Akzeptanz des E-Books in der Buchbranche. Ich kämpfe dafür, dass das E-Book als Kulturgut anerkannt wird.
Der Nachwuchs und die damit verbundenen Probleme sind ja ein Thema, über das viel diskutiert wird. Hast du Ratschläge oder Tipps für den Nachwuchs, damit ein erfolgreicher Ein- oder Aufstieg in der Buchbranche möglich ist.
Ich kann nur empfehlen, dass man möglichst viele Branchenevents besucht und sich in der Verlagspresse, Facebook oder sonstige Netzwerke über alles informiert, was in der Branche passiert. Man sollte sich nicht nur mit der Theorie beschäftigen und möglichst viel selbst ausprobieren und machen.
Wie sehen die nächsten Tage der Frankfurter Buchmesse für dich aus? Welche Veranstaltungen wirst du noch besuchen?
Ich bin leider nur heute auf der Buchmesse und habe deswegen einen vollen Tag. Neben der Preisverleihung werde ich zwei Stunden lang die „Electric Book Fair“ präsentieren und später steht noch ein Interview mit dem Deutschlandradio an.
Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag in Frankfurt. Vielen Dank für das Interview.
Katharina Storm