Cigdem Aker (Mitglied JVM) bei ihrem Vortrag zum eBook-Programm der ZEIT © Kai Mühleck

Cigdem Aker (Mitglied JVM) bei ihrem Vortrag zum eBook-Programm der ZEIT
© Kai Mühleck

„Wir haben uns weiterentwickelt… und ihr natürlich auch“, grinst Carsten Raimann am Ende des eBookCamps. Lautes Lachen aus dem Publikum. Wer seit 2011 dabei ist, gehört schon zu den alten eBook-Hasen. Teilnehmer und Veranstalter sind auch in diesem Jahr wieder hochzufrieden und alle strömen zum Kühlschrank, um ihre heißgelaufenen Kehlen zu kühlen. Wie kam es dazu?

Die Organisatoren des eBookCamps:v.l.n.r.: Felix Wolf, Janina Hein, Andrea Schlotfeldt, Ute Nöth, Carsten Raimann © Kai Mühleck

Die Organisatoren des eBookCamps:v.l.n.r.: Felix Wolf, Janina Hein, Andrea Schlotfeldt, Ute Nöth, Carsten Raimann
© Kai Mühleck

Die dritte Auflage des eBookCamps, in diesem Jahr mit dem Schwerpunkt Preisgestaltung, wurde von Janina Hein, Ute Nöth, Carsten Raimann, Andrea Schlotfeldt und Felix Wolf organisiert. Statt wie bisher im betahaus fand das eBookCamp in diesem Jahr im Maker Hub (Hamburg-Altona) statt. Kleine gelbe Pfeile wiesen die Ortsunkundigen vom Café die Treppe hinauf. Oben angekommen erhielt man neben einem Namensschild eine große Tüte Papier… Die ZEIT betätigte sich als Sponsor des diesjährigen Camps und stellte nicht nur ihr eBook-Programm, sondern auch ihre Printerzeugnisse vor. Ab ungefähr 12 Uhr tummelten sich die ersten 20-30 Leute im Obergeschoss des Maker Hub. Nach der von Charlotte im letzten Jahr gepriesenen Kürbis-Ingwer-Suppe gab in diesem Jahr etwas Deftiges: Kartoffelsuppe mit optionalen Wurstscheiben. Es wurde gegessen, geschnackt (ca. 1000 Mal hörte man: „Ach, da ist ja der und der“ und „Wir kennen uns doch von so und so“) und bei Twitter freuten sich alle, dass es bald losgehen sollte.

Die Qual der Sessionwahl

Kurz nach 13 Uhr stellte sich das in weiße eBookCamp-Kapuzenpullover gekleidete Organisationsteam gegenseitig vor. Danach wandten sich die Sponsoren an die etwas mehr als 100 Teilnehmer, unter denen auch einige Junge Verlagsmenschen waren. Steffen Meier (Leitung Verlagsbereich Online beim Ulmer Verlag) stellte den Arbeitskreis Elektronisches Publizieren (AKEP) vor, Sabine Müller den von ihr geleiteten Bereich Editionen und eBooks bei der ZEIT und Georg Buß (Produktmanager eBooks bei Rowohlt) den Bereich Rowohlt e-books (früher Rowohlt Digitalbuch). Buß musste Katrin Blum entschuldigen, die gerade ein Kind bekommen hat und darum ihre Session zum digitalen Serienthriller Deathbook verständlicherweise leider nicht abhalten konnte. Die Organisatoren hatten einen ausgezeichneten Ersatz gefunden: Christina Kumpmann (Leitung Programm und Vertrieb digitaler Content bei Oetinger) würde TigerCreate, das neue Tool zur Erstellung interaktiver Kinderbücher, vorstellen. Alle Sessionleiter hatten kurz Gelegenheit, ihre Sessions anzupreisen, dann wurde abgestimmt, ausgezählt und auf die Timeslots verteilt.

Ein Blick hinter die Kulissen

Im ersten Block hatte man die Wahl zwischen einem Werkstattbericht zur enhanced-eBook-Erstellung (Fabian Kern, dpc consulting), einer Session zum eBook-Programm des ZEIT Verlags (Cigdem Aker, Projektmanagerin eBooks ZEIT Verlag) oder zur Kalkulation von eBooks mit Nina Kreutzfeldt (Kreutzfeldt digital). Da man leider nicht alles haben kann, entschied ich mich für eine Session und folgte Cigdems Ausführungen. Die 25-jährige Verlagswirtin ist als Projektmanagerin für das eBook-Programm des ZEIT Verlags zuständig. Seit 2013 werden eBooks veröffentlicht, die Artikel aus der gedruckten ZEIT thematisch bündeln. Diese thematische Bündelung scheint für die Kunden eine entscheidende Dienstleistung zu sein, da ca. 40 % der eBook-Käufer bei der ZEIT auch Abonnenten sind. Cigdem berichtete von der Preisgestaltung und verglich die Durchschnittspreise der eBooks bei der ZEIT mit den anderer Zeitungsverlage. Überraschend war, dass die Verkaufszahlen offensichtlich nicht direkt vom Preis abhängig sind, sondern die Kunden bei Mehrwert gerne bereit sind, einen höheren Preis zu bezahlen. Cigdem erläuterte außerdem die Unterschiede zu einem klassischen Buchverlag, zum Beispiel die Zweitverwertung und die hohe Zielgruppenpassung durch die starke Marke ZEIT. Nach dieser interessanten Session mit vielen Fragen stärkten wir uns mit Kuchen, um dann in die nächste Runde zu starten.

Elektrische Verlage, Preisempfinden und eBook-Marketing

Im zweiten Block stellten sich drei junge eBook-Verlage aus Berlin und Hamburg vor: Ring eBooks, CulturBooks und der Frohmann Verlag. Die zweite Session bestritt Maike Prehn (Managerin eBook Kontor New Media), die mit den Teilnehmern über Preiswahrnehmung bei Kunden diskutierte. Ich entschied mich für die Marketingsession mit Johanna Schaumann (Elektronisches Publizieren Hanser Verlag). Johanna beschäftigt sich seit 1999 mit eBooks. Sie erzählte aus ihrem Arbeitsalltag, in dem sie bei jedem Projekt wieder „bei Null“ anfangen müsse, um sich neue Vermarktungstrategien für eBooks zu überlegen. Abwechslungsreich sei ihre Arbeit auch durch die vielen verschiedenen Plattformen, die Partner für die Vermarktung sind. Der Hanser Verlag sei traditionell stark an den Sortimentsbuchhandel gebunden und somit auch das Marketing nicht an Endkunden gerichtet. eBook-Marketing jedoch erfordere eine stärkere Ausrichtung am Endkunden. Johanna wählt einen Mittelweg, indem sie den stationären Buchhandel als Partner im Endkundenmarketing sieht und z. B. Leseproben für eBook-Reader oder Freebooks für sogenannte „eBook Parties“ in Buchhandlungen zur Verfügung stellt. Ein wichtiger Baustein sei auch das Marketing, das die Autoren selbst betreiben. Zur Unterstützung bietet der Hanser Verlag seinen Autoren jährlich eine Schulung zur Nutzung der sozialen Medien an.

Der Preis ist heiß, die Revolutionäre auch

Nach einer weiteren Kaffeepause folgten die letzten Sessions des Tages. Christina Kumpmann stellte TigerCreate vor, Volker Oppmann seine Idee der gemeinnützigen eBook-Plattform LOG.OS und Steffen Meier sollte unter dem Titel „Der Preis ist heiß“ verschiedene Perspektiven auf die Preisgestaltung von eBooks eröffnen. Der am Mittag als „Dienstältester“ bezeichnete Steffen sprach die Problematik an, dass die Preise im Printbuch gesetzt seien, die für eBooks jedoch noch nicht. Man müsse sich entscheiden, ob man mit einem eigenen Preis in den Markt einsteigen oder warten wolle, bis sich ein Gleichgewichtspreis gebildet hat. Eine Diskussion entbrannte über die derzeit am Markt geltenden Preise für eBooks. Einige argumentierten mit den weiterhin hohen Herstellungskosten, andere fanden die Verkaufspreise zu hoch (oder angenehm hoch), z. B. weil man letztlich eine Lizenz erwerbe und die Verwendungsmöglichkeiten so eingeschränkt seien. Steffen wagte noch einen Blick in die Zukunft und prophezeite, dass die Partner bzw. Konkurrenten der Zukunft afrikanische Verleger seien. In 10 Jahren werde es für eBooks keine Ländergrenzen mehr geben, auch weil Übersetzungen dann automatisch generiert werden könnten. Im Anschluss an hitzige Preisdiskussionen kühlten wir bei der Abschlussrunde mit dem Organisationsteam herunter.

Nach der Abschlussrunde gab es Snacks, Getränke und weitere angeregte Unterhaltungen. Die gute Nachricht für alle, für die Hamburg fast schon Norwegen ist: Am 15. Februar 2014 findet das erste eBook Camp SÜD in München (#ebcmuc) statt!

Luka Maria Schuchard

Mehr über das eBookCamp: ebookcamp.wordpress.com