Benjamin Maack überzeugt am dritten Tag in Klagenfurt
Ein junger Mann im Karohemd sitzt alleine auf einem Spielplatz, in der Hand ein riesiges Eis in allen Sorten, und bittet das Publikum darum, ihn durch seinen Anruf zu unterstützen. So leitet das Videoportrait Benjamin Maacks Auftritt beim Bachmann Preis ein und sorgt auf Seiten des Publikums und der Jury schon für die ersten Lacher.
Im Gegensatz zu Maack, der die Sympathien offenbar auf seiner Seite hat, ist der kleine Junge in seiner Kurzgeschichte „;Wie man einen Käfer richtig fängt‘ von Joachim Kaltenbach“ noch auf der Suche nach Zuneigung. Seine unlösbare Aufgabe ist allerdings nicht ein überdimensioniertes Eis, sondern der Wunsch, seine Schulkameradin Kathrin durch seine Käfersammlung zu beeindrucken. Er schafft es nicht, auf sie zuzugehen und so mündet ein gescheiterter Annäherungsversuch in der Entwendung von Kathrins benutztem Tampon aus dem Mülleimer des Schulklos.
Ein wichtiges Element des Textes ist die Musikalität in Maacks Sprache. Der für seine Prosa typische repetitive Rhythmus lässt die Situation des jungen Protagonisten zu jeder Zeit mitfühlen und erzeugt dadurch eine ungeheure Spannung, die Burkhard Spinnen als Achterbahn erlebt.
Die Jury erkennt eine Parallele zu Verena Güntners Text: Beide Texte arbeiten mit Protagonisten auf der Schwelle zum Erwachsenwerden. Laut Hubert Winkels ist Maacks Text eine Emanzipationsgeschichte, in der der Protagonist den normativen Bereich der Familie verlässt. Als doppelbödiges Spiel mit der Literatur lobt Juri Steiner die Geschichte, da sie sich zwischen der sogenannten E- und U-Literatur nicht genau verorten lasse, und schließt analog zur Passion des Protagonisten, dem Insektensammeln, mit der Beschreibung, der Text sei „wie ein schillernder Käfer“.
„Ein Forscher ist kein Trophäensammler“ – Benjamin Maack hoffentlich schon!
Katharina Luise Graef