Von Lara Roner
Ausstellen auf der Frankfurter Buchmesse: ein Blick hinter die Kulissen
Über 4000 Aussteller:innen präsentierten auf der Frankfurter Buchmesse 2024 den Besucher:innen ihre Produkte und Dienstleistungen. Was diesen jedoch verborgen blieb, war, wie viel Arbeit hinter jedem Messeauftritt steckt. Der GedankenReich Verlag hat uns einen Einblick gegeben.
Es ist vierzehn Uhr, die ersten regulären Besucher:innen streifen durch Halle 1.2. Ihnen bietet sich eine Vielfalt an Ständen aus den Bereichen New Adult und Fantasy. Zu diesen gehört der Stand des GedankenReich Verlags. Verlegerin Nadine, wie sie sich vorstellt, und ihr Team sind in vollem Einsatz: Verkaufsgespräche, kassieren, Regale befüllen. Am Pult in der Mitte schwingen zwei Autorinnen die Stifte, deren Namen groß am Plakat mit den Signierzeiten an der Wand prangen. Es ist ein Bild, das man an vielen Ständen sieht. Unsichtbar bleibt hingegen der organisatorische Aufwand, der mit dem Messeauftritt einhergeht.
Monate der Vorbereitung
Als Nadine Reichow uns am Ende des Messetages davon berichtet, ist sie geschafft. Hinter ihr liegen nicht nur drei Tage der Höchstleistung, sondern Monate. „Mit Ende der Messe fängt’s an“, erzählt sie. Wer unmittelbar einen Stand für das nächste Jahr bucht, erhält mehrere hundert Euro Frühbucherrabatt. Gleichzeitig heißt es Unterkunft buchen und, wenn man wie Nadine neben dem Verlag berufstätig ist, Urlaub eintragen. Sorgen, allein am Messestand zu stehen, muss sie sich zum Glück nicht machen. Nicht nur erhält sie Unterstützung aus ihrem privaten Umfeld, es bieten sich immer Fans des Verlags als Aushilfe am Stand an.
Organisation, Kalkulation, Produktion
Nach einigen „ruhigeren“ Wochen – in denen die Leipziger Buchmesse über die Bühne gebracht werden muss – beginnt die heiße Phase vor Frankfurt. In dieser wird parallel sämtliches Geschehen am Stand organisiert. Zum Einteilen der Signierstunden erhebt Nadine, welche Autor:innen wann verfügbar sind. Das Erstellen des fertigen Plans nehme laut ihr einen ganzen Tag in Anspruch. Nicht nur müssen die Wünsche der Autor:innen berücksichtigt werden, auch auf die Lieblingszeiten der Besucher:innen kommt es an. Dann, wenn erfahrungsgemäß wenig los ist, wird auch nicht signiert.
Ebenso muss alles rund um die Selfpublisher:innen geklärt werden, die sich für einen der heiß begehrten Regalplätze am GedankenReich-Stand beworben haben, die Nadine jedes Jahr anbietet. Die ausgewählten Autor:innen senden dem Verlag ihre Bücher zu, damit dieser sie zur Messe transportiert. Dabei heißt es gut kalkulieren, denn sowohl im Fahrzeug als auch am Stand ist der Platz begrenzt.
Das Gleiche gilt natürlich für die eigenen Bücher. Die Planung, welche zur Messe mitkommen, soll so früh wie möglich abgeschlossen sein. Dazu braucht es einen Blick in das eigene Lager, um den möglichen Bedarf eines Nachdrucks einzelner Titel zu klären. Wer hier spät dran ist, muss mit Verzögerungen rechnen, da viele Aussteller:innen vor der Messe drucken lassen. Das Gleiche gilt für etwaige Werbemittel wie Plakate oder Lesezeichen. So oder so schadet es nie, genügend Puffer einzurechnen, erklärt die Verlegerin.
Die zahlreichen letzten Schritte
Das Gleiche gilt für die Anreise und den Aufbau. Diese werden vorab genau geplant, damit alles reibungslos und pünktlich abläuft. Die Anreise zur Messe erfolgt mit dem eigenen Kleinbus. Zum Aufbau dürfen Aussteller:innen näher an ihrer Halle parken, als es während der Messetage der Fall ist. Dennoch werden beim Hin- und Herlaufen viele Schritte gesammelt und die Armmuskeln strapaziert. Ist endlich alles am Stand, wird dieser mit der Ware bestückt. Die Regale muss das GedankenReich-Team nicht aufbauen. Nadine hat einen fertig aufgebauten Systemstand – anders als die großen Verlage, die einen Eigenbau mitnehmen. Die Bücher werden einsortiert, Plakate aufgehängt, Lesezeichen und Süßigkeiten ausgelegt. Der vorhandene Stauraum wird mit Prints angefüllt, dazwischen lagern Wasserflaschen und ein Wasserkocher für den ersten Kaffee am Messemorgen. Nach stundenlanger Arbeit ist der Stand bereit für die Besucher:innen – bis sich das Spiel beim Abbau und der Heimreise wiederholt. Danach geht es von vorne los – denn nach der Messe ist vor der Messe.