Dieses Jahr hat unser Verein, die Jungen Verlags- und Medienmenschen, einen Grund mehr zu feiern: Wir werden 15 Jahre alt! Am 18. Juli 2009 fand das erste Jahrestreffen statt, damals bereits mit 65 Mitgliedern und 120 Interessierten. Jetzt – 15 Jahre später – sind wir über 800 Mitglieder stark und damit der größte Nachwuchsverein der Buch- und Medienbranche. Doch wie Stan Lee bereits sagte: Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.
Darum sind die jeweiligen Vorstände des Vereins stets bemüht, unserer Aufgabe als unabhängige Plattform für junge und junggebliebene Mitglieder gerecht zu werden. Denn der Nachwuchs bestimmt die Themen der Zukunft. Um herauszufinden, was unsere Mitglieder aktuell umtreibt, wurde vom 18. Mai bis zum 11. Juni 2023 eine Umfrage durchgeführt, die 146 Teilnehmende hatte. Die Ergebnisse wurden bereits am 8. Juli 2023 auf dem Jahrestreffen vorgestellt und sind ab heute auch auf unserer Website zu finden. Jedoch fanden wir die Ergebnisse so wichtig und aktuell, dass wir uns entschlossen haben, einen Artikel dazu zu veröffentlichen. Worauf wir besonders hinweisen möchten, sind die Sorgen und Nöte des Nachwuchses der Buchbranche, die – wie wir finden – in unserer Umfrage sehr deutlich zur Sprache kommen und deshalb nach Gehör verlangen.
In der Umfrage wurden unsere Mitglieder befragt, welche Themen sie in der Buch- und Medienbranche aktuell besonders beschäftigen. Passend zu unserem Vereinsbild wurden hier die Themen Vernetzung (ca. 80%), Herausforderungen im Berufsleben (60%) und Aus- und Weiterbildung (ca. 55%) genannt. Das Thema Arbeitsbedingungen schaffte es auf Platz 2 mit ca. 70%.
Dieser Fokus auf Arbeitsbedingungen erklärt sich bei einem Blick auf die weiteren Ergebnisse. Abgefragt wurde auch, wie viele Teilnehmende in der Verlags- und Medienbranche tätig sind (ca. 88%). Das Ergebnis der nachfolgenden Frage (Denkst du darüber nach, die Verlags- und Medienbranche zu verlassen?) führte bei der Jahresversammlung zu einigen erschrockenen Mienen, aber auch zu verständnisvollen Blickwechseln. Denn mehr als ein Viertel der Befragten gab an, darüber nachzudenken, die Buchbranche zu verlassen.
Warum? Der mit 70% am häufigsten genannte Grund: schlechte Bezahlung.
Der mit 22,5% zweithäufigste Grund: die Ausnutzung von Idealismus/Begeisterung für den Beruf.
Und das sind – nicht überraschend – genau die Dinge, die den Teilnehmenden der Umfrage im Job fehlen. Neben dem Gehalt fehlt am zweithäufigsten die empfundene Wertschätzung.
Sie ist sogar ein so großes Thema, dass es später in der Umfrage noch einmal auftaucht. Nämlich, als abgefragt wird, was den Teilnehmenden im Berufsleben aktuell besonders wichtig ist. Da führt nicht etwa das Gehalt mit 80%, sondern die Wertschätzung (fast 90%) und die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit (ca. 85%).
Wir glauben, “Sinnhaftigkeit der Tätigkeit” ist eine der großen Stärken der Buchbranche. Die Branche steht nicht für hohe Gehälter und das wird auch niemals der Fall sein; so viel Realismus sei angebracht. Dennoch muss über diese Themen geredet werden, wenn sie den jungen Generationen so am Herzen liegen, wie es unsere Umfrage zeigt. Es ist uns wichtig zu zeigen, dass wir mit diesem Artikel nicht ausschließlich kritisieren wollen, sondern offen für einen Dialog sind und dies auch von den anderen beteiligten Parteien erhoffen.
Wie kann man dem Nachwuchs mehr Wertschätzung entgegenbringen?
Unsere Ideen setzen auch hier beim Dialog an:
- Regelmäßige und verbindliche Feedback-Gespräche zwischen Mitarbeitenden und Abteilungsleitungen einführen, bei denen proaktiv über das Gehalt gesprochen wird
- Entwicklungschancen und Hilfe anbieten, aber kein Mikromanagement betreiben
- Wertschätzung kann ebenfalls in Form von Incentives angeboten werden, beispielsweise über die Finanzierung von Jobtickets, BahnCards oder die Teilnahme an einem Firmenfitness-Programm (z. B. Wellpass oder Urban Sports Club)
- Darüber hinaus könnten Weiterbildungsmöglichkeiten aktiv kommuniziert werden
- Sowie Rabatt auf Buchbestellungen gegeben werden (eigentlich das Offensichtlichste in dieser Branche). Die Leidenschaft für Bücher ist schließlich das, was unsere Branche antreibt!
Was können WIR selbst tun?
Auch bei uns liegt der Ball für einen offenen Dialog:
- Wir appellieren an unsere Mitglieder, frühzeitig Gespräche mit ihren jeweiligen Leitungen zu führen und ihre Wünsche transparent zu äußern
- Wir, der Vorstand, nehmen uns außerdem vor, selbst mehr in Weiterbildung in diesem Bereich zu investieren. Beispielsweise mehr Seminare, Veranstaltungen und Reflexionworkshops für die Themen “Selbstbewusstsein im Job” oder “Gehaltsverhandlungen” anzubieten
- Mit den “Future Professionals” haben wir bereits eine AG gegründet, die sich darauf konzentriert, den Nachwuchs der Branche bestens auf den Arbeitsalltag vorzubereiten
Was sind eure Ideen für mehr Wertschätzung im Job? Lasst uns gern in Slack und per Mail an vorstand@jungeverlagsmenschen.de an euren Wünschen teilhaben. Hier geht’s zu den Ergebnissen der JVM-Mitgliederumfrage 2023!
Euer Vorstand
Rebecca, René, Kathrin, Annika und Franziska