Sich austauschen und connecten – das ist eine der wesentlichen Säulen unseres Vereins. Und das geht am besten und persönlichsten innerhalb der Städtegruppen.

Eine Begegnung, die uns lange in Erinnerung bleiben wird, haben unsere Leiterinnen der Hamburger Städtegruppe Xhenisa, Sina, Anja und Theresa geschaffen; und zwar, indem sie einen Themenstammtisch mit der Gründerin und Verlegerin Dayan Kodua organisiert haben. Sie hat die Jungen Verlags- und Medienmenschen bei sich im Gratitude Verlag, ausgezeichnet als Kultur- und Kreativpilot, im Hamburger Stadtteil St. Georg willkommen geheißen.

Diversität needed: Wie der Gratitude Verlag entstanden ist

Der Buchbranche ist die ausgebildete Schauspielerin als Quereinsteigerin beigetreten. Ihr erstes Buchprojekt, der Bildband „My Black Skin: Schwarz. Erfolgreich. Deutsch“, veröffentlichte sie 2014 als Selfpublisherin – weil es schwer war, einen Verlag zu finden, der Schwarze Menschen auf dem Cover akzeptierte. Viele glaubten nicht an die Wirtschaftlichkeit des Titels. Später fragte sie eines ihrer beiden Kinder, warum die Kinder in den Kinderbüchern nicht auch Schwarz seien. Gute Frage, dachte Dayan sich, und stellte fest, dass es im gesamten DACH-Gebiet nicht einen einzigen Kinder- und Jugendbuchverlag gab, der von BPoC geführt wurde und Schwarzen Kindern diese literarische Identifikationsflächen und Empowerment bot. Das Ergebnis: Sie gründet 2019 den Gratitude Verlag.

Kernkompetenzen: Fragen stellen und Expertisen finden

Vier Jahre später sitzen wir gemütlich bei (wirklich köstlichen) Franzbrötchen und Snacks in Dayans Büro, in dem sie zugegebenermaßen selten vor Ort ist. Das ist der Vorteil daran, selbstbestimmte Verlegerin aus dem Jahr 2023 zu sein: Du kannst von überall arbeiten. Und Dayan arbeitet viel. Eine Teilzeitkraft ist inzwischen als Unterstützung mit an Bord. Aber alles, was geht, erfolgt in Eigenregie. Wenn Dayan nicht weiterweiß, holt sie sich die entsprechende Expertise projektweise von außen dazu oder sie fragt nach. „Ich habe keine Angst bei anderen Verlegern anzurufen und zu fragen, wie etwas funktioniert“, sagt sie und berichtet von hilfreichen Telefonaten mit Lukas, Co-Gründer des zuckersüß Verlags, oder Begegnungen im Hamburger Verein Elbautor*innen. Außerdem erzählt sie uns von ihren ersten Projekten und der allerersten Programmvorschau, die dieses Jahr erschienen ist. Sie zeigt uns ein Video, wie sie bis vor Kurzem die meisten Bestellungen noch selbst verschickt hat und beschreibt, wie sich bereits von Anfang an ungefragt eingesandte Manuskripte häufen. Sie erklärt, wie sie an Herausforderung herangeht und wie sie in Zukunft ihre Verlagsstrukturen ausbauen möchte.

authentisch, hochwertig und bezahlbar

Wir könnten Dayan in dem Moment ewig zuhören, werfen ein paar große und kleine Fragen ein, wie das Logo entstanden ist oder mit wem ihr erstes Hörbuchprojekt umgesetzt wird, ob sie auch selbst übersetzt hat (hat sie). Wir lachen gemeinsam, blättern immer mal wieder in den Büchern. Dayan nimmt ihr zuletzt erschienenes Kinderbuch „Ich bin genug“ von Grace Byers und mit Illustrationen von Keturah A. Bobo in die Hände. Ihr sei vor allem Qualität wichtig, die erwartet sie ja schließlich auch von anderen. Gleichzeitig sind ihre Bücher genau kalkuliert, damit die Hemmschwelle für Familien nicht so hoch ist, Geld für ein Buch auszugeben. Denn gerade Bilderbücher sind teuer – aber gleichzeitig super wichtig. Die Balance zu finden zwischen der eigenen Wirtschaftlichkeit und der der Zielgruppe ist das Ziel. Außerdem möchte Dayan authentisch sein, erklärt sie. Sie macht nur Bücher, die zu ihrer Vision von mehr Diversität in der Buchbranche und Empowerment für Schwarze Kinder passen und mit denen sie sich auch selbst identifizieren kann. Da haben andere Verlage noch manches aufzuholen: Es genügt nicht, nur die Hautfarbe der Kinder in den Illustrationen anzupassen. Das können wir ruhig als Impuls verstehen, unser eigenes Denken, Handeln und die Strukturen der Branche, zu der wir auch als Verein gehören, kritisch zu hinterfragen und zu überlegen: Was ändert sich bereits, was muss sich noch ändern und wie können wir das erreichen? An der Stelle eine kleine Podcast-Empfehlung: Alice Hasters und Maximiliane Häcke haben in ihrem Podcast „Feuer und Brot“ eine Folge dem Thema weiße Synchronstimmen für Schwarze Characters gewidmet: Link zur Folge Da lässt sich noch die ein oder andere Parallele zur Buchbranche ziehen.

Danke, Dayan!

Gemäß dem Verlagsnamen haben wir uns dankbar und auch inspiriert wieder aus Dayans Büro verabschiedet. Was vor allem in Erinnerung bleiben wird, sind die Energie, Ausdauer und Leidenschaft, mit der sie den Gratitude Verlag führt – genauso wie ihre klare und selbstbestimmte Mission. Sie hat uns gezeigt, dass man nicht alles sofort wissen muss, Projekte step by step angehen kann und dass Fragen stellen essenziell ist. Vielen lieben Dank für den schönen Abend!

Zum Weiterlesen über den Verlag:

Kieler Autorin Dayan Kodua: „Rassismus ist anerzogen“ | NDR.de – Kultur – Buch

Gratitude Verlag: BPOC und Empowerment (boersenblatt.net)

Kultur- und Kreativpiloten ausgezeichnet | Bundesregierung

Andere Verlage für mehr Diversität in der Buchbranche:

Literarische Diverse Verlag – Junge und vielfältige Literatur