Podiumsdiskussion zum „Berufsalltag im Verlag: Wie gestalten sich Aufgabenbereiche in den klassischen Abteilungen Lektorat, Marketing und Vertrieb sowie Presse?“
Messereport LBM 2023
von Johanna Hinckelmann
Am Messefreitag gab es eine Podiumsdiskussion zur Aufgabenverteilung im Verlag und Fachexpert*innen der klassischen Verlagsabteilungen gaben Einblicke in ihren jeweiligen Berufsalltag. Teil des Panels waren Carina Falke, Co-Host des Podcasts Bücherrauschen und ehemalige PR-Referentin des Loewe Verlags, Anica Jonas, Vertriebsleitung des Kampa Verlags, die freie Lektorin und Übersetzerin Alexandra Rak sowie Thomas Rensing, Pressesprecher des Coppenrath Verlags. Stefan Hauck vom Börsenblatt moderierte.
Produktmanagement im Lektorat
Alexandra Rak, die zehn Jahre als festangestellte Lektorin im Verlag gearbeitet hat, sprach davon, wie viel mit dem Produktmanagement im Lektorat über die Textakquise und -redaktion hinausgehe. Der Kern der Arbeit sei zwar der Text, doch würden die Betreuung von und Verhandlungen mit Autor*innen bzw. Übersetzer*innen sowie Illustrator*innen, die Kontakte zu Agent*innen etc. mehrheitlich die Zeit beanspruchen. Es erfordere viel Kommunikation innerhalb des Verlagshauses als auch nach außen hin. Auch Gutachten zu Manuskripten und Klappentexte seien immer wieder zu schreiben. Angesichts der häufigen Schwierigkeit, die Mengen an Manuskripten, die noch zu lesen sind, zu bewältigen, betonte die Lektorin, wie wichtig es allerdings sei, auf die eigene Work-Life-Balance zu achten und diese auch selbst einzufordern.
Die Presse ist schon früh involviert
Thomas Rensing erklärte, ab wann die Presse bei einem Titel involviert ist. Die Planung für die Presse beginne etwa 1 Jahr vor Erscheinen des Titels, die Finalplanung solle ein Dreivierteljahr vor Erscheinen geschehen. Es werde festgelegt, inwiefern PR und Marketing erfolgen. Es gäbe in der Regel einen PR-Plan zur Organisation, in dessen Rahmen Journalist*innen angeschrieben und Fahnen zur Rezension herausgegeben würden. Entsprechend sei die Presse auch bei den Programmrunden im Verlag dabei. Das Highlight für die Pressearbeit seien erreichte Buchbesprechungen. Sehr herausfordernd sei es, Autor*innen Plätze in Talkshows zu arrangieren. Hier komme es einmal mehr auf gute Kontakte an.
Die Social Media werden erst mit Erscheinen eines Titels so richtig relevant
Einblicke in das Onlinemarketing gab Carina Falke. Hier werde für einen Titel ähnlich, etwa ein Dreivierteljahr bis halbes Jahr vor Erscheinen, geplant. Die Betreuung von Blogger*innen könne recht analog zu der von Journalist*innen gesehen werden. Mit der großen Nähe des Marketings zur Presse finde eine enge Kommunikation zwischen beiden Abteilungen statt. Besonders relevant würden die Social Media für das Marketing jedoch mit der Veröffentlichung eines Titels, dann starte die Hauptkampagne.
Der Vertrieb hat die volle Übersicht über die internen Verlagsabläufe
Anica Jonas erzählte vom Innen- wie vom Außendienst des Vertriebs. Der Innendienst müsse mit Blick auf den Markt und die Kund*innen in besonderem Maße zum Produkt beitragen. Der Vertrieb habe im Idealfall immer den Überblick über alle Abläufe im Verlag. Er stelle eine zentrale Schnittstelle zwischen den einzelnen Abteilungen dar. In der Betreuung von Kund*innen diene die Verlagsvorschau als das wichtigste Werbemittel. Sobald die Buchhandlungen Zeit hatten sich die Verlagsvorschauen anzusehen, würden die Vertreter*innen auf Vertreterreise gehen. Anhand der Zahl an Vormerkungen könne sich der Innendienst einen Überblick über die Bestellungen verschaffen. Allgemein erfordere der Vertrieb eine gewisse Affinität zu Zahlen und zum Verkaufen; der allgemeine Arbeitstag beginne mit einem Blick auf den Tagesumsatz.
Als Stefan Hauck abschließend nach den schönsten Momenten im Berufsalltag fragte, waren sich alle recht einig. Am schönsten seien die vielfältigen Kontakte mit der Branche und die Bestätigung von außen. So hob Alexandra Rak Preise und Auszeichnungen hervor. Carina Falke und Thomas Rensing würden sich in Marketing und Presse immer auch über ihre vollen Postfächer als Bestätigung einer gelungenen Reichweite freuen.