Längst hat sich der Virenschleuderpreis in der Buchbranche etabliert. Bei der Preisverleihung belohnten die Initiatoren Leander Wattig und Carsten Raimann die beste Marketingmaßnahme und die beste Marketingstrategie.
In diesem Jahr haben sich insgesamt 53 Teilnehmer um den Virenschleuderpreis beworben. Per Publikumsabstimmung kamen 20 von ihnen auf die Shortlist, unter denen die Sieger ausgewählt wurden, deren Projekt besonders effizient war. Sprich: Günstig, einfach und erfolgreich. Die beste Maßnahme sicherte sich binooki mit dem literarischen Foto-Contest und die beste Strategie fuhr der Carl Hanser Verlag mit der YouTube-Serie „Michael Krüger spricht“.
Döner-Türken und farblose Deutsche – eine Aktion gegen Klischees
Binooki haben sich 2011 in Berlin gegründet, um türkische Gegenwartsliteratur auf Deutsch zu verlegen und so Kulturen zu verbinden. Hinter dem Projekt stehen Inci Bürhaniye und Selma Wels, die künftig zehn Titel im Jahr veröffentlichen wollen.
Zum Internationalen Literaturfestival in Berlin organisierten die Verlegerinnen die Aktion #berlinliestbinooki – ein literarischer Foto-Contest. Im Aktionszeitraum wurden an ausgewählten Plätzen Booklets mit Leseproben einer aktuellen Neuerscheinung aufgestellt. Postkarten und Flyer in U-Bahnen und Cafés führten die interessierten Finder mittels QR-Code zur Aktionsseite. Mit Hilfe dieser Aktionen forderten die Verlegerinnen die Menschen auf, sich beim Lesen fotografisch festzuhalten. Da in Berlin die Smartphone-Dichte sehr hoch ist, mussten die Teilnehmer das Foto lediglich bei Instragram mit dem passenden Hashtag hochladen. Die zehn Bilder mit den meisten Likes kamen in die Endauswahl, die drei besten Bilder darunter wurden von einer Jury ausgewählt und prämiert. Der erste Preis kam durch eine Sponsoring-Kooperation mit BMW/MINI zustande: Es gab ein Wochenende mit einem MINI Roadster zu gewinnen. Für den zweiten Platz gab es einen E-Reader, für den dritten Platz ein Buchpaket nebst Kaffee mit den Verlegerinnen. Durch die Aktion konnten die binooki-Verlegerinnen 400 Fotos sammeln und sich und ihren jungen Verlag bekannt machen.
Ein Verleger der alten Schule – ganz groß im Social Web
Der Carl Hanser Verlag hat einen engagierten Verleger: Michael Krüger wollte den Verlag in seinen Social-Media-Aktivitäten unterstützen. In der Werbeabteilung entwickelte der Verlag das YouTube-Format „Michael Krüger spricht“. Einmal im Monat können die Zuschauer so hinter die Kulissen des Verlags blicken und Neuigkeiten über Autoren, Bücher und allgemein den Literaturbetrieb erfahren. Allerdings werden auch alltägliche Fragen beantwortet: Wie geht der Verlag mit unverlangt eingesandten Manuskripten um? Die Aufnahmen gelingen bislang immer im ersten Anlauf, es wird nicht geschnitten oder nachbearbeitet, um die Authentizität zu wahren. So erreichte der Verlag mit seinen Inhouse-Produktionen zwischen 400 und 3100 Klicks.
Norsin Tancik