Sabine Dörlemann (© Barbara Dietl)

Sabine Dörlemann
(© Barbara Dietl)

Am 11. März 2012 wissen wir, ob das Schweizer Stimmvolk das Buchpreisbindungsgesetz annimmt. Verlegerin und SWIPS-Präsidentin Sabine Dörlemann informierte anfangs Februar beim Stammtisch in Zürich über die Kampagne „Ja zum Buch“. Wir haben Sie nochmals getroffen und sie zum aktuellen Stand kurz vor der Abstimmung befragt.

Wie ist der aktuelle Abstimmungsstand?
Es wird ein Kopf an Kopf-Rennen, aber mit einem Vorteil für uns. Wir verstärken seit ca. zwei Wochen unsere Aktivitäten und sind überzeugt, dass wir gewinnen.

Was sind momentan die grössten Herausforderungen für Schweizer Verleger?
Der gesamte Buchmarkt, nicht nur der in der Schweiz, befindet sich im Umbruch. Wir haben eine starke Entwicklung zu den Buchhandelsketten, die die kleinen engagierten Buchhändler durch große Rabatte bei Bestsellern kaputtmachen. Aber gerade der unabhängige Buchhandel führt unsere Bücher, betreut kenntnisreich und liebevoll sein Sortiment und seine Kunden. Wenn er wegfällt, ist es auch für uns schwierig.
Ein anderes Problem ist der niedrige Euro. Dadurch bestellen Schweizer Buchhändler mehr und mehr zu Europreisen bei den deutschen Auslieferungen. Das heißt, wir verkaufen zu Europreisen, haben aber Fixkosten in Schweizer Franken. Aufgrund dieser Konstellation hatten wir zum Beispiel trotz gleich gebliebener Buchverkäufe einen Umsatzrückgang von über 20 Prozent. Das ist sehr schwer zu verkraften.

Fassade des Schweizer Buchzentrums (© Carlo Bernasconi)

Fassade des Schweizer Buchzentrums
(© Carlo Bernasconi)

Gibt es in der Schweiz eine Verlagsförderung?
In der Schweiz gibt es – anders als z.B. in Österreich – keine Verlagsförderung. Das einfachste Mittel einer »Förderung« wäre die Buchpreisbindung. Ein Grund mehr am 11. März mit JA zu stimmen.

Ist es nicht praktisch, wenn die Schweizer günstige Bücher gleich im Supermarkt nebenan einkaufen können?
Wenn man als Leser nur die Auswahl von ein, zwei Bücher haben möchte, dann wäre es wohl praktisch. Aber ich kenne keine Leserinnen und Leser, die mit einen so mageren Angebot zufrieden wären.

Was haben Sie gemacht, um die Wähler für ein Ja zu überzeugen?
Wir haben überall auf die Situation aufmerksam gemacht, das Gespräch gesucht. Unsere Strategie war mit möglichst vielen Wählerinnen und Wählern zu sprechen und sie von einem Ja zu überzeugen. Leser, Nachbarn, der Postbote, Taxifahrer, wir nutzen jede Gelegenheit, um im persönlichen Gespräch zu überzeugen.

Wo werden Sie voraussichtlich am 11. März die Abstimmung verfolgen?
Das Steuerkommittee wird sich in Zürich treffen, um gemeinsam die Ergebnisse zu verfolgen und am Abend anzustoßen.
JA zum Buch

Der DÖRLEMANN war 2011 einer der drei Nominierten für den Preis des Schweizer Buchhandels als Verlag des Jahres. Aus der Begründung der Jury:

»›Die schönsten Bücher weit und breit.‹ Das allein wäre noch nicht ausreichend für eine Nomination. Wenn aber noch dazukommt, dass sich Verlegerin Sabine Dörlemann mit Herzblut dafür einsetzt, ›die Liebe am Buch, zur Literatur und zur Sprache zu fördern‹, wie es in einer Begründung zur Nomination angeführt wurde, kann sich die Jury dem Urteil nur noch anschliessen. Sabine Dörlemann hat es in den acht Jahren, in denen es den Verlag gibt, geschafft, sich mit Qualität und Sympathie einen festen Platz im Buchmarkt zu schaffen. Dass sie sich als neue Präsidentin der Vereinigung der unabhängigen Verlage SWIPS auch für die Anliegen anderer Independents einsetzt, ist dabei nur noch das Tüpfelchen auf dem I.«