Alljährlich im Herbst trifft sich die britische Society of Young Publishers zu einer Konferenz. Sie besteht seit 1949 und hat knapp 1000 Mitglieder mit Arbeitsgruppen in London, Oxford und Edinburgh. Mitgliedern, Ehemaligen und Interessierten bietet die Jahreskonferenz nicht nur Gelegenheit zum Kennenlernen und Netzwerken, sondern auch Vorträge, Diskussionen und Workshops. Beim diesjährigen Treffen am 13. November in London drehte sich alles um die Rolle der Verlagsbranche in einer globalisierten Welt.  Ein Bericht von Carolin Klemenz

Das große Thema des Tages waren Übersetzungen mit einer beeindruckenden Bandbreite an geladenen Sprechern. Aus deutscher Perspektive war ich sehr gespannt auf die Redner, denn der anglo-amerikanische Markt hat den Ruf, Übersetzungen gegenüber nicht sehr aufgeschlossen zu sein. Tatsächlich bestimmte die Frage, ob sie überhaupt eine wirtschaftlich vertretbare Option darstellen, die Diskussion. Bloomsbury-Vorstand Richard Charkin nannte eine Reihe von Problemen, so die große Zahl an Autoren, die auf Englisch schreiben, und den harten Wettbewerb im britischen Buchhandel, der sich immer mehr auf leicht zu Verkaufendes konzentriert – und das sind oft Titel nationaler Autoren mit hoher Medienpräsenz. Geoff Mulligan, Lektor bei Harvill Secker, verwies auf die Bequemlichkeit und die mangelnden Fremdsprachenkentnnisse mancher Lektoren. Andreas Campomar, Lektor bei Constable & Robinson, der etwa Helene Hegemanns Roman Axolotl Roadkill in seinem Programm hat, wünschte sich mehr Offenheit und Originalität von Verlegern, statt nur Trends zu folgen. Der Übersetzer Daniel Hahn und die Verlegerin Jane Aitken, deren Verlag Gallic Books französische Autoren auf den britischen Markt bringt, plädierten dafür, Übersetzungen nicht als eigene Kategorie wahrzunehmen. Weitere Gäste waren Andrea Büchler von der Organisation Literature across frontiers und die Literaturagentin Diane Banks.

Ein zweiter wichtiger Aspekt war die globale Verbreitung von Inhalten, natürlich fiel in diesem Zusammenhang auch das Stichwort Digitalisierung. Auch hier wurden sehr viele Impulse gegeben. Julia Kingsford, die Marketing-Direktorin von Foyles, sprach über die nicht einfache Situation einer unabhängigen Buchhandlung im Zeiten des Online-Buchhandels: Immer mehr Kunden stöbern im Laden, um dann bei Amazon zu bestellen. Junge Unternehmer stellten spannende neue Geschäftsmodelle vor: Ramy Habeeb berichtete von seiner Internetseite kotobarabia.com, über die er weltweit ägyptische Literatur als E-Books vertreibt, und über Herausforderungen, wie etwa die technische Ausstattung der Kunden, und Chancen, etwa die große Resonanz auf dem US-Markt. Paul Rhodes, der Gründer von Orb Entertainment, konvertiert Comics für Spielkonsolen und will das große Potenzial dieses weltweiten Marktes erschließen.

Parallel zu den Vorträgen konnten die Teilnehmer auch an Workshops zu Themen wie Lektorat und Pressearbeit oder zur allgemeinen Einführung in die Verlagsbranche teilnehmen. Während einer Networking-Session gab es Preise für diejenigen, die die meisten Kontakte geknüpft hatten. Das Einlassen auf diese Übung lohnte sich und ich lernte interessante Menschen kennen – einen Designer aus Oxford, eine Deutschstudentin aus Sheffield und eine Buchhändlerin aus Birmingham. Ich habe also einige E-Mail-Adressen nach diesem spannenden Tag mit nach Hause genommen, genauso wie viele Ideen und Anregungen. Ich freue mich schon auf die Konferenz im nächsten Jahr.

Carolin Klemenz

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