Eine Tätigkeit als Assistent/in kann beim Einstieg in den Arbeitsmarkt helfen – wenn es die richtige ist.


Nicola Holzapfel von WILA Arbeitsmarkt klärt, worauf es ankommt.

 

[av_dropcap1]B[/av_dropcap1]ei dieser Ausschreibung merken manche Jobsuchende auf – die Stelle klingt interessant. Aber ist sie es auch? Gesucht wird eine Projektassistenz. Kommunikationsstark soll man sein, außerdem organisationssicher und selbstständig arbeiten können. Wer sich bewährt, kann sogar die Leitung von Projekten übernehmen. Soll man sich also nach erfolgreichem Studium darauf bewerben – auch wenn es eine „Assistenzstelle“ ist, die so verdächtig nach Sekretariat klingt?

 

Unser Redakteur Andreas Pallenberg hat den Markt der Assistenzstellen schon vor einigen Jahren für den WILA Arbeitsmarkt genauer analysiert und sowohl Jobs gefunden, die ein guter Einstieg für Karrierewillige sein können, als auch solche, die nicht über das Vorzimmer des oder der Vorgesetzten hinausführen. Das gilt selbst für die Position „Assistenz der Geschäftsführung“. Eine erste Einschätzung lässt sich durch aufmerksames Lesen der Anzeige gewinnen. Aufgaben, die auf einen typischen Sekretariatsjob hinweisen, sind zum Beispiel Terminplanung, Korrespondenz und Reisekostenmanagement. Interessanter und eher nach einer Referententätigkeit klingen dagegen Anzeigen, in denen Tätigkeiten wie die Steuerung von Projekten oder das Erstellen von Analysen aufgezählt werden. Auch Wörter wie „verantwortungsvoll“ und „Eigeninitiative“ weisen auf eine Position hin, die mehr als Sekretariatsaufgaben verspricht.

 

Nachhaken lohnt sich

 

[av_dropcap1]W[/av_dropcap1]as genau sich hinter den verschiedenen Beschreibungen versteckt, wissen die am besten, die in einer Assistenzstelle arbeiten oder gearbeitet haben – auch wenn sie alle nur mit geändertem Namen von ihren Erfahrungen berichten. So auch Isabell Lenz. Sie hat vor zwei Jahren ihr Studium der Politikwissenschaften abgeschlossen. Bei der Jobsuche hat sie die Erfahrung gemacht, dass sich allein aufgrund einer Stellenanzeige oft nicht beurteilen lässt, wie interessant eine Position ist und ob man die nötigen Qualifikationen mitbringt.

„Natürlich kann man darauf achten, ob das Gesamtbild stimmt. Aber es ist schwierig, nur von der Ausschreibung auf die Tätigkeit zu schließen. Die Anzeigen sind ja auch eine Art Marketing-Instrument mit einer ganz bestimmten Sprache, sodass jede Position toll klingt. In Wirklichkeit sieht manches dann ganz anders aus. Ich habe häufig angerufen und nachgefragt. Das war dann schon oft desillusionierend. Diese Erfahrung habe ich auch in Bewerbungsgesprächen gemacht.“

Die wenigsten Jobs bieten zudem ausschließlich spannende Aufgaben. Gerade im Assistenzbereich fallen neben möglicherweise interessanten und herausfordernden Tätigkeiten auch weniger anspruchsvolle Arbeiten an, die nichtsdestotrotz erledigt werden müssen. Das liegt daran, dass ein Assistent oder eine Assistentin immer jemanden zugeordnet ist – sei es direkt einer Leitungsposition oder einem Team.

 

Lena Mayer – auch sie heißt eigentlich anders – arbeitet zurzeit als Team-Assistentin in einem Verlag. Sie empfiehlt, im Vorstellungsgespräch nachzuhaken, was die genannten Aufgaben konkret bedeuten.

„Das Stichwort Büroorganisation heißt, dass man ‚Mädchen für alles‘ ist. Aber das wird man als Assistentin in gewisser Weise immer sein, da man alleine aufgrund der Hierarchie Aufgaben zugeteilt bekommt. Mehr Verantwortung versprechen Wörter wie Projektmitarbeit oder Messeorganisation.“

Wichtig sei es auch herauszufinden, ob man eher Assistent/in des  Chefs oder des Teams ist und mit wem man zusammenarbeiten wird. „Gerade bei einer Teamassistenz sollte man heraushören, ob hier die Aufgaben klar definiert sind und ein eigener Aufgabenbereich existiert oder ob eine Assistenz gesucht wird, weil alle zu viel zu tun haben und Aufgaben, die man leicht delegieren kann, abgegeben werden sollen. Diese sind dann dementsprechend weniger anspruchsvoll. Gerade, wenn man zuarbeitet, kann das sonst später auch zu Konflikten führen, wenn nicht klar ist, für wen man was zu erledigen hat.“ WILA-Experte Andreas Pallenberg wies schon in seiner Analyse darauf hin, dass gerade in kleineren Unternehmen die Sekretariatsarbeit meist miterledigt werden muss, wenn es keine Sekretärin gibt, die eigens dafür angestellt ist.

 

Das Team ist entscheidend

 

[av_dropcap1]O[/av_dropcap1]b es besser ist, die Assistenz eines Teams oder eines einzelnen Vorgesetzten zu sein, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Eine entscheidende Rolle spielt die Führungskraft. Lena Mayer meint, dass man als Assistenz des Chefs oder der Chefin möglicherweise in die interessanteren Projekte eingebunden ist. Dafür zählt es aber oft mit zu den Aufgaben, den Arbeitsalltag des oder der Vorgesetzten zu organisieren. „Das kommt auch darauf an, was für ein Mensch der Vorgesetzte ist, ober er egalitär führt oder eher herrisch ist. Als Assistent ist es sehr wichtig, dass man mit den Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, gut auskommt, weil man sich ja nicht zu seinen eigenen Aufgaben in sein eigenes Büro zurückziehen kann. Man ist viel stärker auf einen guten Draht angewiesen.“

 

Franziska Bahnert, deren Name ebenfalls geändert ist, arbeitet inzwischen seit 20 Jahren in Verlagen. Auch sie hat ist mit einer Assistenzstelle ins Berufsleben gestartet. Sie hat in diesen Positionen geradezu gegensätzliche Erfahrungen gemacht. Während ihre erste Chefin sie gefördert und die Stelle als Sprungbrett gesehen hat, wurde sie von der Vorgesetzten in ihrem anschließenden Job eher bewusst klein gehalten. Sie hat als Assistentin auch erlebt, dass man sich an die Arbeitszeiten des Vorgesetzten anpassen muss – mit möglicherweise sehr langen Arbeitstagen. Ihrer Erfahrung und Beobachtung nach ist eine Assistenzposition jedoch eine gute Möglichkeit, in die Verlagsbranche einzusteigen.

 

Auch Isabell Lenz arbeitet inzwischen als Assistentin. Sie ist dem Geschäftsführer eines Verbands im Bildungsbereich zugeordnet. Die Stelle fand sie schließlich nicht über ein Inserat. Sie hat sie einem Praktikum zu verdanken, das sie nach Abschluss des Studiums bei dem Verband gemacht hat. Mit ihrer Stelle ist sie sehr zufrieden: „Ich kann meine Arbeit mitgestalten, und man gibt mir das Gefühl, dass meine Meinung geschätzt wird.“ Dass es auch zu ihrem Joballtag gehört, ab und zu Unterlagen für den Chef auszudrucken, nimmt sie dafür gerne in Kauf.

 

Was verdient man als Assistenz?

So unterschiedlich wie die Aufgaben ist auch die Bezahlung von Assistenzen. Wer als Assistent/in in der Verlagsbranche arbeitet, verdient etwa 2.450 Euro brutto monatlich. Das zeigt eine Umfrage des Netzwerks Junge Verlagsmenschen. Zum Vergleich: Young Professionals, die in Verlagen Positionen mit Budget- oder Personalverantwortung innehaben, kommen laut der Umfrage auf durchschnittlich 2.780 Euro brutto monatlich.

Generell variiert das Gehalt je nach Branche und Unternehmensgröße. Eine Assistentin der Geschäftsführung ohne Berufserfahrung verdient nach Angaben der Gehaltsportals lohnspiegel.de in kleinen Firmen monatlich 2.419 Euro brutto und bei Arbeitgebern mit mehr als 500 Beschäftigten 2.915 Euro (Durchschnittsgehalt über alle Branchen hinweg).

Nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes werden Beschäftigte im Büro mit abgeschlossener Hochschulbildung ab der Entgeltgruppe 9b eingeordnet und verdienen damit ab 2.711 Euro brutto monatlich – wobei die genaue Zuordnung im Öffentlichen Dienst von den mit der Stelle verbundenen Tätigkeiten und ihren Anforderungen abhängt.

 

 



 

 

„Die Assistenz war eine gute Schule“

 

[av_dropcap1]O[/av_dropcap1]b es sich in einem Verlag auszahlt, die ersten Berufsjahre „Mädchen für alles“ zu sein, hängt auch von den Vorgesetzten ab – sagt eine Verlagsmitarbeiterin, deren Namen wir geändert haben.  Sie hat dank Assistenzstelle den Einstieg geschafft.

 

Franziska Bahnert ist Cover-Produktionerin bei einem Münchener Verlag. Sie arbeitet bereits seit dem Abschluss ihres sozialwissenschaftlichen Studiums in der Verlagsbranche. Für sie ist die Arbeit mit Büchern einer der schönsten Berufe, den man sich aussuchen kann.

 

WILA Arbeitsmarkt: Wie sind Sie in die Branche eingestiegen? 

Franziska Bahnert: Ich habe nach dem Abi zunächst eine Ausbildung zur Buchhändlerin gemacht und danach Politikwissenschaften studiert mit den Nebenfächern Neuere und Neueste Geschichte und Publizistik. Neben dem Studium habe ich eigentlich immer in Buchhandlungen gearbeitet. Erst kurz vor der Magisterprüfung habe ich ein Praktikum in einem Verlag gemacht. Ich war der Assistentin der Verlagsleiterin im Lektorat zugeordnet und habe sie sogar vier Wochen während ihres Urlaubs vertreten. Danach bin ich wieder zurück an die Uni, aber noch während ich meine Magisterarbeit geschrieben habe, kam ein Anruf aus dem Verlag, dass die Assistenzstelle frei geworden sei und ob ich sie haben wolle. Ich habe sofort zugesagt.

 

War die Arbeit denn so spannend?

Es waren schon typische Assistenzaufgaben. Ich habe Termine koordiniert, die Telefonate der Verlagsleiterin angenommen, Reisen gebucht, Tische reserviert, Besuch empfangen und Kaffee gekocht, aber daneben hatte ich die Möglichkeit, auch Aufgaben zu übernehmen, die mich interessiert haben. Das waren in meinem Fall zum Beispiel die Vertragsabwicklungen und Fragen der Bildrechte. Das habe ich an mich gezogen. Die Verlagsleiterin hat das zugelassen und die Position ganz klar als Sprungbrett gesehen, von dem aus man in der Branche weiterkommt. Eine Vorgängerin von mir hat zum Beispiel später die Internetabteilung des Verlags aufgebaut.

 

War die Stelle finanziell attraktiv?

In der Buchbranche wird man nicht reich. Es war nicht besonders viel, aber mir ging es darum, den Fuß in der Tür zu haben. Die Festanstellung, die mir angeboten wurde, kam mir vor wie ein Sechser im Lotto.

 

Und war sie das?

Ich habe sehr viel gearbeitet und lange Tage gehabt. Im meinem ersten Jahr habe ich von der Stadt so gut wie nichts mitbekommen. Ich war wie der verlängerte Arm meiner Vorgesetzten und bin immer so lange geblieben wie sie. Das war ganz selbstverständlich. Oft musste ich im letzten Moment etwas für sie erledigen – also unter hohem Zeitdruck und mit der selbstverständlichen Erwartung meiner Chefin, dass das klappt. Da musste ich mir dann eben selbst überlegen, wie ich das löse. Das war anstrengend, aber es war eine sehr gute Schule, die mich robust gemacht hat. Ihr habe ich heute auch eine gewisse Gelassenheit zu verdanken. Aber ich hätte das nicht zehn Jahre lang machen können.

 

Wie ging es für Sie weiter?

Der Verlag wurde leider zerschlagen, und ich wurde Assistentin einer anderen Leiterin, für die das aber sehr klar eine untergeordnete Position war, von der aus man keine Möglichkeiten hatte aufzusteigen. Da kam bei mir schon der Moment, wo mir bewusst wurde, dass ich das nicht weitermachen will. Ich habe mir gedacht: „Das kann’s nicht sein. Dafür habe ich nicht studiert.“ Ich habe mir dann eine Mentorin gesucht über das Netzwerk Die Bücherfrauen, auch weil ich mir nicht sicher war, wohin ich mich entwickeln sollte. Die Gespräche mit der Mentorin haben meinen Blick geweitet. Nach einer erneuten Umstrukturierung des Verlags bin ich zunächst als Assistentin ins Lektorat gewechselt und wurde dann später Programmkoordinatorin. Diese Bezeichnung haben sich meine Kollegen und ich extra ausgedacht. Ich wollte endlich die Signatur „Assistenz“ weghaben, auch wenn ich zum Teil weiterhin typische organisatorische Assistenzaufgaben übernommen habe. Das war wie ein Freistrampeln. Von dort ging es dann für mich über mehrere Stationen bei unterschiedlichen Verlagen ins Marketing und schließlich in die Cover-Abteilung.

 

Würden Sie rückblickend sagen, dass die Assistenzstelle für Sie ein guter Einstieg war?

Es ist ideal, wenn man noch nicht so klar weiß, wohin man will. Ich habe das ganze Haus kennengelernt, weil ich wie eine Schnittstelle war. Ich habe gelernt, wie ein Verlag funktioniert, und mit allen Abteilungen zu tun gehabt – der Herstellung, dem Marketing, dem Lektorat – und ich habe sehr viele Leute kennengelernt. Das war sehr entscheidend. Kontakte sind in der kleinen und geschlossenen Verlagsbranche das A und O. Die Besetzung von Stellen ist wie ein Karussell, viele Positionen werden gar nicht erst ausgeschrieben.

 

Würden Sie Berufseinsteiger/innen also eine Assistenzstelle empfehlen?

Es gibt nicht so viele Einstiegsmöglichkeiten im Verlagswesen nach dem Studium, und es kommt natürlich darauf an, was man will. Wenn man schon genau weiß, dass man Lektor werden möchte, macht natürlich ein Volontariat im Lektorat Sinn. Aber ich kenne mehrere ehemalige Assistentinnen, die Karriere in der Branche gemacht haben und heute als Produktmanagerin oder Programmleiterin arbeiten.

 



 

„Ich mache tausend Dinge“

 

[av_dropcap1]D[/av_dropcap1]ie Assistentin eines Verbandsvorsitzenden berichtet unter geändertem Namen von abwechslungsreicher  Arbeit, aber auch von Überstunden. Mehrere Angebote für klassische Sekretariatsstellen hatte sie nach ihrem Studium abgelehnt.

 

Isabell Lenz hat Politik­wissenschaft studiert mit den Nebenfächern VWL und Orientalistik. Seit Anfang dieses Jahres arbeitet sie als Assistentin in einem Verband im Bildungsbereich.

 

WILA Arbeitsmarkt: Was sind Ihre Aufgaben als Assistentin? 

Isabell Lenz: Ich mache tausend Dinge, meine Arbeit ist sehr vielfältig. Ich arbeite im Parlamentsreferat. Schon in der Stellenausschreibung stand, dass man als Assistentin stellvertretend für den Vorgesetzten an Terminen teilnimmt. Ich bin daher bei vielen Besprechungen mit wichtigen Persönlichkeiten aus der Politik dabei, protokolliere die Gespräche und verfasse Artikel darüber. Ich schreibe auch Texte zu anderen Anlässen, etwa Anfragen und Briefe, und ich bereite Statements vor. Ich schreibe auch Petitionen und überarbeite Entwürfe. Dafür muss ich viel recherchieren. Klassische Sekretariatsaufgaben mache ich nicht. Natürlich drucke ich für meinen Vorgesetzten auch mal Unterlagen aus und muss vieles organisieren. Das liegt daran, dass sehr viel parallel zu tun ist. Oft kommt die Arbeit wie in Wellen. Manchmal überflutet sie einen geradezu.

 

Haben Sie also viel zu tun?

Ich habe eine 40-Stunden-Woche, aber es ist utopisch, in dieser Zeit mit der Arbeit hinzukommen. Manchmal muss ich mich auch nach den Arbeitszeiten meines Vorgesetzten richten.

 

Fühlen Sie sich in dem Job an der richtigen Stelle, sodass Sie Ihre Qualifikationen einsetzen können?

Ich habe keine Stelle gesucht, in der mein Ich aufgeht. Meine Herangehensweise an die Arbeit ist eher pragmatisch. Ich habe nach einem Ort gesucht, wo ich mit Menschen arbeiten kann, die auf gute Weise miteinander umgehen und wo es nicht nur darum geht, den Profit zu vermehren. Mir ist wichtig, dass die Arbeit inhaltlich sinnvoll ist. Diesen Ort habe ich auf jeden Fall gefunden. Natürlich habe ich auch Qualifikationen, die nicht jeden Tag abgerufen werden, aber ich kann meine Arbeit mitgestalten und man gibt mir das Gefühl, dass meine Meinung geschätzt wird. Momentan bin ich noch immer dabei, den Laden und die Leute kennenzulernen. Ich bin noch nicht soweit, dass ich wirklich innovativ sein kann.

 

Sind Sie mit Ihrem Gehalt zufrieden?

Ja, voll. Ich werde nach Tarif im Öffentlichen Dienst bezahlt. Aber das Gehalt war mir gar nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass man das Gefühl hat, fair bezahlt zu sein und nicht völlig ausgenutzt zu werden.

 

Hatten Sie Politik eigentlich schon mit dem Ziel studiert, einmal im politischen Bereich zu arbeiten?

Ich habe das Fach jedenfalls aus Interesse studiert und nicht, weil ich dachte, damit die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. VWL habe ich aber bewusst gewählt, um dem Ganzen eine solide Grundlage zu geben. Ich verfolge die Tagespolitik auch sehr aufmerksam. Ich habe Praktika bei Parteien gemacht und schon während des Studiums gearbeitet – allerdings nicht im politischen Bereich, sondern in der Kommunikation und auch in der Finanzbranche. Nach dem Abschluss habe ich erst einmal zwei Jahre lange freiberuflich auf Projektbasis weiter gearbeitet. Das war ein guter Einstieg ins Berufsleben, weil ich dabei flexibler war als in einem festen Job. Erst danach habe ich mich dann breit beworben und bin auch zu vielen Gesprächen eingeladen worden. Eine Traineestelle bei einem Finanzunternehmen habe ich ausgeschlagen, weil es nicht das Richtige für mich war. Zu meiner jetzigen Stelle bin ich gekommen, weil ich schon vor einiger Zeit dort ein Praktikum gemacht hatte. Als eine Elternzeitvertretung gesucht wurde, ist man dort auf mich zugekommen und hat mich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.

 

Und planen Sie schon, wie es danach weitergeht?

Meine Stelle ist auf eineinhalb Jahre befristet. Bislang habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, was ich danach machen könnte. Sicher könnte ich wieder freiberuflich arbeiten, aber im Moment möchte ich mich ganz auf meine jetzige Arbeit konzentrieren. Im Vorstellungsgespräch wurde ich auch gefragt: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Das ist eine schöne Frage, aber ich bin ja kein Hellseher. Ich weiß, dass ich immer etwas finden werde, die Frage ist nur, was und wo. Das ist, glaube ich, momentan auf dem Arbeitsmarkt auch die richtige Einstellung.

 

Der Berufseinstieg ist Ihnen ja offenbar schon mal gut gelungen

Das ist schon ein toller Einstieg. Ein Politikberater sagte kürzlich zu mir: „Sie haben aber Glück gehabt.“ Ja, natürlich braucht man Glück, aber leicht war es trotzdem nicht. Ich habe mich in der Phase der Jobsuche oft gefragt, warum es so schwierig ist, eine passende Stelle zu finden. Die Frage ist ja auch, ob man bereit ist, alles anzunehmen. Mir wurden bestimmt 15 Sekretariatsjobs angeboten – aber das wollte ich nach dem Studium nicht machen.

 

 



 

„Nur ein Entwicklungsschritt“

 

[av_dropcap1]W[/av_dropcap1]enn man bereits weiß, wo man hin und was man erreichen will, sollte man nicht zu lange auf einer Assistenzposition bleiben, empfiehlt eine dritte Assistentin, ebenfalls mit geändertem Namen. Sie möchte in Zukunft noch mehr Verantwortung übernehmen.

 

Lena Mayer arbeitet als Assistentin in der Presseabteilung eines großen Verlags. Es ist bereits ihre dritte Stelle in der Branche seit ihrem Masterabschluss. Sie hat Romanistik und Germanistik  studiert.

 

WILA Arbeitsmarkt: Seit wann arbeiten Sie als Assistentin? 

Lena Mayer: Das ist jetzt meine zweite Assistenzstelle. Es ist nicht mein Ziel, das dauerhaft zu machen. Ich sehe es eher als Karriereschritt. Eingestiegen bin ich mit einem Volontariat. Danach habe ich den Verlag gewechselt und eine Assistenzstelle im Veranstaltungsbereich eines Verlags angenommen. Das war aber leider nur eine Elternzeitvertretung. Meine jetzige Assistenz habe ich direkt im Anschluss eher aus pragmatischen Gründen angenommen. Inhaltlich ist die Stelle gegenüber meiner vorhergehenden Position ein Rückschritt. Aber sie ermöglicht mir, mich weiter umzuschauen. Zugleich bin ich finanziell abgesichert.

 

Ist eine Assistenz also nicht unbedingt eine Einsteigerstelle?

Sie setzt schon eine gewisse Erfahrung voraus. Aber es gibt sehr unterschiedliche Assistenzstellen, und es kommt auch immer auf den Vorgesetzten an. Ich würde jedem empfehlen, im Vorhinein nachzuhaken, welche Aufgaben die Stelle konkret umfasst und sich selbst darüber klar zu werden, was man sich erhofft. Bei mir sind es Aufgaben der Teamassistenz, aber ich bin auch in Projekte involviert. Wenn man das, wie ich, als Entwicklungsschritt sieht, ist die Projektarbeit gut für den Lebenslauf.

 

Und wie lange kann man als Assistentin in der Warteschleife für einen spannenderen Job bleiben?

Man muss sich gut überlegen, was man dauerhaft anstrebt. Wenn man eigentlich woanders hin will, sollte man nicht zu lange bleiben, und versuchen, Anknüpfungspunkte zu suchen. Sonst heißt es, man habe nicht mehr die nötigen Kontakte oder wüsste nicht mehr genug Bescheid über andere Bereiche. Im Bewerbungsgespräch wird man oft gefragt, ob es einem reicht, „nur“ Assistenz zu sein. Das ist natürlich heikel. Einerseits möchte man sich die Chance auf die Assistenzstelle nicht gleich verderben, indem man preisgibt, dass man eigentlich woanders hinstrebt. Wenn man den Arbeitgeber andererseits zu sehr im Unklaren lässt, kann es auch sein, dass nichts aus den heimlichen Hoffnungen auf eine anspruchsvollere Position innerhalb des Unternehmens wird. Wie man im Gespräch auf diese Frage am besten antwortet, hängt auch davon ab, welche Entwicklungsperspektiven die Stelle bietet.

 

Hat Ihnen Ihr Studium für Ihren jetzigen Job etwas gebracht?

Selbstorganisation ist wichtig, auch bestimmte Techniken wie Zeitmanagement. Wer lieber sein kreatives Chaos pflegt, ist als Assistenz sicher nicht an der richtigen Stelle, weil man ja auch für seinen Chef oder das Team den Überblick behalten muss. Man muss den richtigen Ton treffen im Umgang mit ganz verschiedenen Menschen und ein Gespür für Sprache und die Wirkung von Worten haben, da man für viele der erste Kontakt im Verlag ist. Und dann ist natürlich relevant, wofür das Studium allgemein schult: eine gewisse Analysefähigkeit und strukturiert denken zu können. Natürlich ist es in einem Verlag grundsätzlich wichtig, dass einen die Beschäftigung mit dem Medium Buch interessiert.

 

Fühlen Sie sich momentan überqualifiziert?

Natürlich hat der Alltag in den meisten Berufen nicht mehr viel mit dem zu tun, was einem ein geisteswissenschaftlichen Studium inhaltlich gebracht hat – das ist dann in der Assistenz nicht viel anders als im Pressereferat. Ich fühle mich noch nicht auf der passenden Stelle angekommen. Ich habe so viel Arbeit und Zeit in meine Ausbildung gesteckt. Ich möchte Verantwortung übernehmen, strategisch arbeiten und kreative Projekte anstoßen. Ich bin vom meinem Studium darin geschult, abstrakte Inhalte zu erfassen, Dinge zu durchdenken und Bezüge herzustellen. Als Assistentin wäre ich langfristig unterfordert. Ich bin jetzt drei Jahre im Beruf. Ich denke, es wird noch ein bis zwei Jahre dauern bis ich auf der Stelle bin, die ich mir wünsche.

 

Hätten Sie gedacht, dass es so lange dauert, bis Sie zu einer passenden Position kommen?

Mir war schon klar, dass es nicht einfach ist. Das bekommt man als Germanistikstudentin auch immer zu hören: Was willst du denn damit mal machen? Die Hoffnung war natürlich, nach dem Volontariat übernommen zu werden, aber das hat leider nicht geklappt. Ganz so lang habe ich mir den Einstieg nicht vorgestellt. Ich würde jedem empfehlen, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen, wie langwierig der Weg sein kann und früh Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen zu sammeln.

 

 

Text und Interviews: Nicola Holzapfel

 



 

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