Samstagmorgen, elf Uhr in Halle 5. Im Forum autoren@leipzig erklären Nina George, Imre Török und Moderator Tobias Kiwitt ausbeuterischen Verlagen, kurzsichtigen Urheberrechtspolitikern und der Buch-Piraterie den Krieg. In der Veranstaltung mit dem Titel „Fairlag – fairer Buchmarkt – Urheberrecht“ machen sie auf aktuelle Missstände im Buchmarkt aufmerksam – und das nicht nur aus Sicht der Autorinnen und Autoren. Die Veranstaltung wurde organisiert vom PEN-Zentrum Deutschland, dem Bundesverband junger Autoren und Autorinnen (BVjA) und dem Verband deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di.

Autorin Nina George fasst gleich zu Anfang zusammen: neben Konfliktsituationen, die auch in etablierten, professionellen Verlagen entstehen können, werden immer mehr Autorinnen und Autoren von sog. Dienstleistungsverlagen ausgenutzt. Außerdem bedrohen Raubkopien und das zu kurz greifende Urheberrecht die Existenz von Schriftsteller_innen.

Bei der Abzocke durch Druckkostenzuschussverlage oder Selbstzahlerverlage gehen diese nicht etwa in Vorleistung, wie es bei seriösen Verlagen der Fall wäre, sondern lassen sich von den Autor_innen beispielsweise über Druckkostenzuschüsse finanzieren. So wälzen sie das unternehmerische Risiko auf die Schriftsteller_innen ab. Versteckte „Druckkostenzuschüsse“ gebe es sogar bei ebooks! Insgesamt sei diese Abzocke zwar „nicht illegal, aber unsittlich“, so George. Hilfestellung und Musterverträge gibt es z.B. über das Aktionsbündnis Fairlag (link siehe unten), das sich außerdem gegen Flatrates engagiert und u.a. auch Beratungen bei Literaturwettbewerben, Lesungen und Verträgen anbietet. Und Autor Imre Török formuliert eine klare Forderung: diese Pseudoverlage gehörten „raus aus den Buchmesse-Hallen“.

 

Von Piraten & anderen Unholden: im Kampf für einen fairen Buchmarkt © Sandra van Lente

Von Piraten & anderen Unholden: im Kampf für einen fairen Buchmarkt © Sandra van Lente

Die Piraterie ist ein weiteres existenzbedrohendes Problem für den Buchmarkt – und der viertgrößte Schwarzmarkt nach Prostitution, Waffen- und Drogenhandel. „Jeder Vierte von Ihnen klaut – statistisch gesehen“, und diese Raubkopien schaden nicht nur Verlagen und Buchhandlungen, sondern auch den ohnehin schon häufig prekär arbeitenden Autorinnen und Autoren.

 

 

Die Hoffnungen auf Verbesserungen durch die Urheberrechts-Novelle wurden enttäuscht. „Verwässerung statt Verbesserung“, so Imre Török, sei das Ergebnis. Dabei seien die gesetzlichen Regelungen nicht nur für Buchautor_innen von Bedeutung, sondern auch für alle anderen, die beispielsweise (online) Texte verfassen und Fotos veröffentlichen. Nina George stellt klar: „Nicht nur Autorinnen haben ein Urheberrecht, sondern jede und jeder. Und das gilt es zu schützen.“

Und wie? „Wir gehen in den Bundestag. Wir nerven. Wir sind präsent“, beschreibt George einen Teil ihrer Arbeit und ruft danach gemeinsam mit Török dazu auf, dabei zu helfen, das Kulturgut „Buch“ zu schützen. Am meisten könne erreicht werden, wenn sich möglichst viele miteinander vernetzen und gemeinsam kämpfen. Und der abschließende Tipp an die Zuhörerinnen und Zuhörer: „mitmachen! informieren, beitreten, berichten!“

 

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Sandra van Lente