Friederike Kretzen

Friederike Kretzen
© Ursula Renner-Henke

Im Gespräch mit der Tutorin Friederike Kretzen

Friederike Kretzen, Schweizer Schriftstellerin und Autorin (zuletzt erschien bei Stroemfeld ihr Generationentext „Natascha, Véronique und Paul“) ist verblüfft. Der Lektor als Freund? Diese Frage taucht im Anschluss an die Lesung von Marlene Schachinger im Rahmen des 17. Klagenfurter Literaturkurses auf. Konstruierte Texte, die in Windeseile entstehen, das Thema Tod immer gegenwärtig, so beschrieb Kretzen de Nachwuchsautoren. Momentan scheinen alle zu wissen, was die Gegenwart ist und was sie braucht. Wo bleiben die Erfahrungen von Sprachlosigkeit? Stattdessen Leerstellen, die keinen Platzhalter mehr für Notwendiges darstellen. Eine mehr und mehr marktorientierte Autorschaft lässt das Erzählen von Geschichten von tastenden, suchenden Erfahrungen in den Hintergrund treten. In Kontakt treten mit sich selbst, das, so Kretzen, ist was Schreiben leisten sollte. Die Sicht nach Innen zu wagen, aus sich heraus zu erzählen und eine Geschichte zu wollen – all das verpufft in der Anpassung an die Scheinwelt des gegenwärtigen Literaturbetriebes. Nicht zu wissen, was gerade passiert, sich vom Sog mitreißen zu lassen, sich physisch einzulassen. Dieser Erfahrung verwehren sich viele der jungen Ambitionierten. Joachim Meyerhoff las am ersten Tag des Wettlesens und Hildegard E. Keller konstatierte „Er will eine Geschichte“. Vielleicht sagen die Jungen Wilden am Sonntag auch „Ich will eine Geschichte. Unbedingt.“

Von Katrin Anna Ziegast