Wer sich beim Bachmannpreis bewirbt, muss seinen Text auf Deutsch einreichen. Wer es beim Bachmannpreis unter die 14 nominierten Autoren schafft, liest Deutsch. Der Bachmannpreis 2016 ist jedoch international wie nie, denn die Autoren kommen ursprünglich unter anderem aus Serbien, der Türkei, Israel und Großbritannien. Es sind aber nicht nur diese Autoren, die beweisen, dass Deutsch nicht gleich Deutsch ist, sondern auch ziemlich international sein kann.

Zum Beispiel mögen einige Dialoge in Stefanie Sargnagels Text manchem Nicht-Österreicher recht Spanisch vorkommen. „Da muss ich noch das Schreiben und ein Formular ausfüllen, Rechnungen heften, Krankenkasse überweisen, und dann kauf i ma des vom Iglo. Des is guat. Das waam i ma auf. Des Schlemmerfilet. Guad is des.“ Da verwandelt sich doch das altbekannte Hochdeutsch sogar mitten im Satz in etwas Urgutes: Österreichisch-Deutsch.

Nicht Spanisch, sondern sehr orientalisch wirkt Jan Snelas Text. Es wimmelt von arabischen Begriffen, darunter „Hukha“, „Selamlück“ oder „Atscham“. Klaus Kastberger beschwert sich jedoch, dass er zu viele Begriffe googeln muss, auch wenn er zumindest die Grußformel „Salam Aleikum“ kennen dürfte.

Marko Dinić schreibt zwar komplett auf Deutsch, seine Lesung nutzt er jedoch um das Lied Balkan von Azra in der serbischen Sprache vorzutragen. Eine Bereicherung für die Zuhörer, ein Verlust für den geschriebenen Text, in dem das Lied in Übersetzung zu lesen war.

Auch Astrid Sozio arbeitet in ihrem Text Das verlassenste Land zweisprachig. Die Dialoge am Ende sind eine Mischung aus Deutsch und Englisch.

Wer jetzt noch etwas völlig Neues sucht, ist bei Dieter Zwicky an der richtigen Adresse. Er erfindet das Wort „nervotisch“, dass die deutsche Sprache von nun an bereichert.

Die meisten der TddL-Texte bestehen also nicht zu 100% aus Hochdeutsch und das ist gut. Das bringt der Sprache die nötige Frische und Innovation. Doch der titellose Text von Tomer Gardi am Freitag lässt die Jury etwas ratlos zurück. Gardis in Broken German geschriebener Text macht deutlich, dass die altbekannten Kategorien des Bachmannpreises auf verschiedene Weise nicht mehr funktionieren. Wie ist seine Sprache zu bewerten? Für die Teilnahme am Bachmannpreis muss man die deutsche Sprache beherrschen, jedoch, so auch Kastberger, steht nirgends, dass man sie gut beherrschen muss. Gardis „poetisches Pidgin“ (Hildegard Keller) ist jedenfalls nicht vom Inhalt seines Textes zu trennen und beinhaltet ein neues Selbstbewusstsein für die deutsche Sprache. „Deutsch gehört allen, Deutsch gehört mir.“ (Keller)

Der Bachmannpreis 2016 ist also auch in sprachlicher Hinsicht international wie nie. Dialekte, Neologismen, Wörter anderer Sprachen und Broken German – wir sagen: Welcome.

 

Stephanie Demski (Universität Duisburg-Essen, Germanistik)